Dietrich Rembold, der neue Präsident des Weinbauverbandes Württemberg, steht im Grünen.

Im Gespräch mit…Weinbauverbandspräsident Dietrich Rembold

Am vergangenen Donnerstag wurde Dietrich Rembold zum neuen Präsidenten des Weinbauverbandes Württemberg gewählt. Wir haben mit ihm über seine Pläne und Visionen im neuen Amt gesprochen.

Ihr kennt Dietrich Rembold aus früheren Blogbeiträgen als Vorstandsvorsitzenden der Lauffener Weingärtner. Daneben war er die letzten Jahre auch als Fachausschussvorsitzender im Baden-Wüttembergischen Genossenschaftsverband aktiv. Dieses Engagement ersetzt er jetzt durch die Übernahme des Amtes als Präsident des Weinbauverbandes Württemberg.

Wir haben mit Dietrich Rembold über seine neue Aufgabe gesprochen.

Herr Rembold, was hat Sie dazu bewegt, als Weinbauverbandspräsident zu kandidieren? Was reizt Sie an der Position und Aufgabe?

Wir waren uns in der Weinbranche einig, dass diese Position wieder besetzt werden muss. Sie war ja seit dem Tod von Hermann Hohl fast ein Jahr lang vakant. Der logische Umkehrschluss lautet dann natürlich: Wenn Einigkeit herrscht, dass das Amt wieder besetzt werden muss, dann muss es auch Leute geben, die bereit sind, die Position zu besetzen und nicht auf Andere zu warten. Dies ist auch genau meine Motivation hierzu – deshalb habe ich meinen Hut in den Ring geworfen.

Wir können nun feststellen, dass im Jubiläumsjahr des Verbandes sämtliche ehrenamtliche Posten und Funktionen besetzt sind. Das spiegelt das Engagement und den Gestaltungswillen der Branche wieder. Ein deutliches Zeichen in Richtung Zukunft.

Was sind die ersten Aufgaben und Themen, die Sie angehen werden?

Ich habe nach der Wahl am Donnerstag bereits begonnen, erste Gespräche zu führen. Das geht in dieser Woche jetzt weiter, mit Sitzungen, mit der gerade erfolgten Vorstellungsrunde vor den Medien. Dann gibt es einige Organisationen, Vereine und Verbände, die wir besuchen wollen und wo ich vor allem auch die Themen aufnehmen möchte.

Die Aufgaben im Weinbau sind natürlich vielfältig und da warten auch einige große Herausforderungen, die wir gemeinsam im Team und auch mit anderen Verbänden gestalten müssen. Das sind keine Aufgaben für einzelne Personen – definitiv nicht.

Vorrangig für mich ist zunächst einmal der Blick nach vorne sowie die Koordination und Kooperation mit anderen Verbänden, die in diesem Bereich tätig sind. Damit wir einfach mehr Druck hinter unsere Ziele bringen und uns besser platzieren können, vor der Politik und der Gesellschaft.

Die ersten Gespräche sind wie gesagt bereits geführt, die ersten Abstimmungen erfolgt, und dies werde ich jetzt fortsetzen – mit den Verbänden. Was hat jeder auf seiner Agenda, was möchte man gemeinsam angehen? Prioritäten setzen. Und dann gehen wir es gemeinam an.

Welche Schwerpunkte möchten Sie in Ihrer Amtszeit setzen?

Über allem schwebt das Ziel, die Wirtschaftlichkeit im Weinbau zu verbessern. Diese ist derzeit nicht ausreichend gegeben. Das ist der ganz große Punkt. Eine Verbesserung erreichen wir hier nur durch Zusammenhalt, keinesfalls im Klein-Klein. Das hat nichts mit unterschiedlichen Betriebsformen oder Regionen zu tun. Da mag es unterschiedliche Auffassungen geben, und die kann man auch haben. Aufgabe von allen ist es, gemeinsam Ziele zu formulieren und sich dann auch gemeinsam hinter diese Ziele zu stellen und sie in die Umsetzung zu bringen.

Sie haben es gerade angesprochen: Der Württemberger Wein befindet sich derzeit in einer schwierigen Situation. Wie wollen sie ihn aus dieser herausführen?

Der Verbraucher muss einen Mehrwert in unseren Produkten sehen. Nicht zuletzt legen wir weiterhin Wert darauf, dass der Weinkonsument nicht nur die Qualität der vinifizierten Produkte kennen lernen kann, sondern auch die Gelegenheit hat, die ökologischen und sozialen Standards der nachhaltigen und regionalen Erzeugung zu honorieren. Derzeit ist es für Produzenten wie auch für Verbraucher schwierig, der Flasche die Regeln und Vorgaben der Produktion anzusehen. Dass wir dabei auch die Kulturlandschaft hegen und pflegen, ist auch nicht zu vernachlässigen. Hier brauchen wir langfristig eine Honorierung durch die Gesellschaft.

Ganz oben auf unserer Agenda steht deshalb, der Gesellschaft und den Kunden zu erklären, was wir tun. Denn wir können die Menschen zwar sicherlich nicht animieren, mehr Wein zu trinken, aber vielleicht den Richtigen.

Gibt es Überlegungen, die Zusammenarbeit zwischen Genossenschaften und privaten Weingütern zu intensivieren?

Ich bin sehr froh, dass wir aktuell keine Ressentiments mehr bei der Zusammenarbeit unter den verschiedenen Betriebsformen haben. Man kann diese Zusammenarbeit als deutlich zielorientierter bezeichnen als man das vor wenigen Jahren vielleicht noch getan hätte. Wir haben gemeinsame Ziele, der Weg unterscheidet sich gelegentlich. Neid ist an der Stelle ebenso wenig gefragt wie Arroganz.

Die beiden Vizepräsidenten des Weinbauverbandes Württemberg, Peter Albrecht und Bernhard Idler, zusammen mit dem designierten Präsidenten Dietrich Rembold (in der Mitte).

Die beiden Vizepräsidenten des Weinbauverbandes Württemberg, Peter Albrecht und Bernhard Idler, zusammen mit dem designierten Präsidenten Dietrich Rembold (Mitte).

Was tun Sie am 24. Februar 2030? Wo sehen Sie den Württemberger Wein in fünf Jahren?

Auf der Überholspur. Das Ziel ist es, die Wirtschaftlichkeit wiederherzustellen. Wir werden vermutlich nicht alle derzeit noch vorhandenen Weinbauflächen in 2030 noch als Weinbauflächen sehen. Die Prognose ist aber nicht neu, die gibt es schon seit einem Jahr, dass die Weinbaufläche insgesamt rückläufig sein wird.

Insgesamt werden wir uns als Weinbaugebiet deutlicher bewerben müssen. Das ist ein sehr langwieriger Prozess, hier sollten wir mit Schwung an die Sache gehen.

Was ist Ihre Prognose?

Die ungefähr zwei Jahre alte Schätzung des Württemberger Weinbauverbandes geht hier von einem Rückgang der Weinbaufläche von 2.500 bis 3.000 Hektar aus. Wenn man die Gesamthektarzahl von rund 11.000 Hektar im Kopf hat, sind dies rund 30 Prozent. Es gibt im Moment noch keinen Grund, diese Schätzung zu korrigieren.

Noch einmal etwas Persönliches: Wie bekommen Sie Ihren Job als Full-Time-Winzer und Ihr Amt als Weinbauverbandspräsident zeitlich unter einen Hut?

Ich möchte nicht behaupten, dass mein Job nicht intensiv wäre. Aber ich habe auch gute Unterstützung auf allen Ebenen. In der Berufswelt wie in der Familie.

Lassen Sie uns zum Schluss richtig langfristig werden. Was ist Ihre Vision für den Württembergischen Weinbau in 10 Jahren?

Da sehe ich eine Kulturlandschaft, die nach wie vor in der Bewirtschaftung ist. Da, wo es Rückgänge gegeben hat, eine kultur- und landschaftsverträgliche Umstellung. Und für den Weinbau weiterhin zusammenhängende Weinbauflächen, die mit hingebungsvollem Einsatz von den Weingärtnerfamilien bewirtschaftet werden.

Herr Rembold, vielen Dank für das Interview.

Und wir schauen schon einmal nach vorne. Wer noch mehr über Dietrich Rembold als Mensch erfahren möchte, sollte dem Echt Württemberger Blog treu bleiben. Wir werden in den kommenden Wochen noch einmal auf ihn zurückkommen, dann ganz persönlich auf Dietrich Rembold als Mensch und als Weingärtner.

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Erstellt am 24. Februar 2025.


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