In einer Mini-Serie stellt Euch das Weinheimat Magazin in seiner aktuellen Ausgabe die Kunst des Korbflechtens vor – und drei ganz phantastische Korbflechterinnen.
Heute geht es aber erst einmal um das Grundsätzliche. Korbflechten gehört zu den ältesten Handwerken der Welt, da es bereits in prähistorischen Gesellschaften verbreitet war. Menschen nutzten Materialien wie Gräser und Weiden, um Behälter für Transport und Lagerung herzustellen. Diese Technik bot praktische Lösungen für alltägliche Bedürfnisse.
Vor einigen Jahren war es so weit. Wo früher mit einem geflochtenen «Grädda» eingekauft wurde, tummelten sich auf einmal immer mehr moderne Carrybags. Auf dem Markt und in fast jedem Kofferraum fand man diese oftmals knallbunten Trendobjekte. Diese stoffüberzogenen Körbe mit Alugestell und klappbarem Henkel. Doch die traditionell geflochtenen Weidenkörbe lassen sich einfach nicht verdrängen. Zum Glück. Laut Korbflechterin Susanne Binder sind vor allem immer mehr jüngere Leute an hochwertigen Körben interessiert. Gerade auf den Wochenmärkten tummeln sich Menschen, denen es mehr um Nachhaltigkeit und Beständigkeit geht. Weg vom Plastikteil mit überschaubarer Lebensdauer und hin zum handgeflochtenen Rattankorb. Und auch ich bin natürlich unterwegs mit einem geflochtenen Fahrrad-Korb, den ich heiß und innig liebe.
Im Ländle immer noch jede Menge kreative Flechtkünstler
Viele dieser Körbe landen auch nach langer Zeit wieder bei einer der drei talentierten Flecht-Künstlerinnen, die wir für diese Ausgabe des Weinheimat Magazins besucht haben. Ein gebrochener Henkel oder eine angeknackste Weide ist ja schließlich noch lange kein Grund, einen so wertvollen Korb wegzuwerfen. Vor allem hängen an vielen Flechtobjekten tolle Erinnerungen. Egal ob es sich um ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk handelt, welches das Paar über Jahre zu jedem gemeinsamen Einkauf begleitet. Oder um den bequemen Flechtsessel, der seine besten Zeiten schon hinter sich hat. Das alles ist kein Grund für übereilte Neuanschaffungen. Liebevoll werden die «Patienten» repariert und so zu neuem Leben erweckt.
Zum Glück gibt es bei uns im Ländle immer noch jede Menge talentierte Flechtkünstler, die diesen Beruf mit Leidenschaft ausfüllen. Doch leider wollen immer weniger Menschen das älteste Handwerk der Welt als Ausbildungsberuf lernen. Obwohl es sich um ein immaterielles Kulturerbe handelt. Das Experten-Komitee der deutschen UNESCO-Kommission würdigte im Dezember 2016 das Flechthandwerk als «lebendige, weltweit verbreitete Handwerkstechnik mit innovativen und kreativen Aspekten».
Die vielseitige Anwendung des Handwerks sowohl in professionell-institutionalisierten als auch künstlerisch-kreativen Kreisen sei geradezu bemerkenswert. Aber leider auch nicht besonders gut bezahlt. Rechnet man einen von Hand in Deutschland geflochtenen Korb mal um, kommt man auf einen ziemlich geringen Stundensatz – das schreckt den Nachwuchs natürlich ab. Aus diesem Grund haben alle drei Korbflechterinnen auch erst einmal ganz «vernünftige» Berufe gelernt und ausgeübt. Bis sich die Leidenschaft für das Flechten von Weidenobjekten dann doch durchgesetzt hat. Denn ein Leben ohne eingeweichte Weiden und kreative Flechttechniken ist für sie einfach undenkbar.
Gut zu wissen
Vom ersten Korbfund um 10 000 v. Chr. bis heute hat sich das Korbflechten zu einem kreativen Handwerk entwickelt. Früher waren Flechtwerke einfach notwendig, um Lebensmittel und Materialien zu transportieren. Bald schon erkannten Menschen aber auch das ästhetische Potenzial. In der Antike wurden Körbe mit kunstvollen Designs geflochten und vor allem im Mittelalter erlebte das Handwerk eine Blütezeit mit immer komplexeren Techniken. Heute wird das traditionelle Korbflechten durch moderne Materialien und Designs ergänzt – und entwickelt sich immer weiter!
Text: Marina Eger, Fotos: Daniel Schneider
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