Letzte Woche haben wir euch zehn spannende Fakten über Wein verraten. In der Weinwelt halten sich aber auch einige Irrtümer über Wein. Neun der Häufigsten werden wir heute einmal genauer beleuchten.
Irrtümer über Wein
1. Rotwein immer bei Zimmertemperatur trinken
Rotweine sollen bei Zimmertemperatur getrunken werden – diese Aussage war im späten Mittelalter richtig. Damals lag die Zimmertemperatur nämlich zwischen 16 und 18 Grad. Heutzutage liegt die Zimmertemperatur bei oft über 20 Grad. Somit passt diese Regel nicht mehr. Zwischen 14 und 18 Grad sollte Rotwein getrunken werden.
2. Weißwein wird jung getrunken
Ein guter Rotwein muss reifen, Weißweine trinkt man aber jung? Klingt ungerecht – und stimmt auch nicht ganz. Bei vielen Weißweinen lohnt es sich zu warten, um diese zu genießen. Denn hochwertige Weißweine zeigen viel Potenzial zum Reifen. Junge Weißweine schmecken meist sehr fruchtig. Bei längerer Lagerung verändern sich diese Aromen. Dafür kommen Reifearomen hinzu. Die Säure bindet sich ein, der Wein wirkt harmonischer. Wer einen solchen Wein zu früh trinkt, verpasst etwas. Die Reifung erkennt man zum Beispiel an der Farbe, die sich vom jugendlich hellen Gelbgrün allmählich in Richtung Goldgelb verändert.
3. Zu Käse passt nur Rotwein
Diese Aussage ist ebenfalls ein Irrtum, oder passend formuliert: Käse. Rotwein passt zwar sehr gut zu Hartkäse, jedoch nicht zwingend zu Weichkäse, Schnittkäse oder reiferem Frischkäse. Grund sind die Gerbstoffe im Rotwein. In vielen Fällen lohnt es sich daher, Weißwein zum Käse zu wählen.
4. Halbtrockene. liebliche und süße Weine sind weniger wert
Halbtrockene, liebliche und süße Weine werden oft als unqualifiziertere Weine abgestempelt. Jedoch gibt es fantastische Weine mit süßem Geschmack. Diese Weine passen sehr gut zu würzigem und scharfem Essen. Probiert sie ruhig einmal zu asiatischer Küche. Deutsche Weine mit Restsüße sind international sehr gefragt!
5. Aus blauen Trauben wird immer roter Wein
Rote Trauben sind nur von außen betrachtet rot, auch sie haben einen hellen Saft. Der Farbstoff der Beere sitzt bei unseren klassischen, heimischen Sorten überwiegend in der Schale. Das bedeutet: Die Trauben unterscheiden sich in ihrem Saft farblich nur kaum. Wie kommt nun aber die Farbe in den Wein? Während der Maischegärung oder der Maischeerwärmung wird die Farbe aus der Beerenhaut extrahiert und geht in den Saft über. So wird aus den blauen Trauben eine rote Flüssigkeit. Durch eine schnelle Trennung von der Maische, also eine Trennung des Saftes von den Schalen, kann aus blauen Trauben auch heller Wein hergestellt werden. Man nennt das dann einen Blanc de Noir.
6. Alkohol verdampft beim Kochen
Falsch – reiner Alkohol tut das sogar schon deutlich früher. Und zwar schon bei rund 78°C. Aber Achtung: So ganz kriegt man den Alkohol beim kochen nicht raus. Der Grund: Alkoholika (Wein, Bier, Schnaps,..) bestehen aus einem Ethanol-Wasser-Gemisch. Durch Kochen lassen sich Alkoholika nicht vollständig trennen. Ein Restalkohol bleibt somit nach dem Kochen bestehen, allerdings ist dieser deutlich geringer als am Anfang.
7. Je mehr Sonne, desto besser der Wein
Sehr verkürzt – nicht alleine die Sonne machts. Wir wissen heute, dass es auf die sog. physiologische Reife der Trauben ankommt. Das bedeutet, dass Zucker und unterschiedliche Säuren in den Beeren in einem optimalen Verhältnis zueinander stehen sollten. Ist dies der Fall, sind die optimalen Voraussetzungen für einen guten Wein gegeben. Wenn dieser Zustand erreicht ist, sollte man die Trauben ernten. Sonne, Wärme und Licht tragen in der richtigen Dosierung zur physiologischen Reife bei – aber nicht nach dem Motto „Je mehr, dazu besser“. Umgekehrt ist der Fall eindeutiger: Im Herbst sollte es nämlich definitiv nicht mehr zu viel regnen. Denn durch die dann vorherrschenden, niedrigeren Temperaturen können die Trauben nicht mehr so gut trocken. Somit können sie schnell faulen.
8. Rotweinflecken können mit Salz entfernt werden
Für diese Aussage gibt es zumindest die halbe Punktzahl. Sie trifft allerdings nur bei frischen Rotweinflecken zu. Durch das Salz kann die Feuchtigkeit direkt aufgesaugt werden und so wird der Farbstoff gebunden. Bei eingetrockneten Flecken klappt dieser Trick allerdings nicht. Für bereits eingetrocknete Rotweinflecken gibt es als Alternative den Glasreiniger. Dieser wird auf den Fleck gesprüht und die Textilie im Anschluss direkt in die Waschmaschine gegeben.
9. Kork ist der beste Verschluss
Über 50% der Weinflaschen in Deutschland haben einen Schraubverschluss. Dennoch hält sich der Mythos, dass Weine mit Schraubverschluss eine schlechtere Qualität haben. Das stimmt so jedoch nicht mehr. Weine, die eine längere Reifung brauchen, sind oftmals aus gutem Grund mit einem Korken verschlossen. Der Kork dichtet die Flasche gerade ausreichend ab, um noch einen minimalen Sauerstoffaustausch zu ermöglichen. Das begünstigt in der Folge die Reifung der Weine. Für einen sauberen und guten Geschmack kommt es aber im wesentlichen auf den Herstellungsprozess des Weines an. So kommt es dann am Ende bei den meisten Weinen nicht darauf an, ob sie mit einem Schraubverschluss oder einem Korken verschlossen werden.
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