Er ist ohne Frage einer der heißesten Trends derzeit im Weinbau – und er ist nicht unumstritten. Wir sprechen von Orange Wine. Dies ist ein auf der Maische, das heißt auf den Beerenschalen vergorener Weißwein. Das ist bei uns so nicht üblich. Beim Weißwein werden hier die Schalen bereits früh vom Saft der Traube getrennt.
Das war aber nicht immer so. Weltweit und historisch betrachtet ist die Herstellung von Orange Wine eigentlich sogar die ursprüngliche Art, (Weiß)wein herzustellen. Dazu gleich unten mehr.
Neuerdings versuchen sich jedenfalls immer mehr Winzer und Genossenschaften eben am Orange Wine. Ganz neu auf dem Markt ist zum Beispiel der DIVINUS Orange Wine trocken vom Weinkonvent Dürrenzimmern. Also von der Genossenschaft, die in den letzten Jahren bereits sehr erfolgreich den Cellarius Orange Wine am Markt hatte.
Wir unterhalten uns mit der Sommelière vom Weinkonvent Dürrenzimmern, Saskia Wörthwein.
Frau Wörthwein, erklären Sie doch nochmal genau: Wie entsteht die orangene Farbe im Orange Wine?
Saskia Wörthwein: Das kommt durch die Herstellung. Bei Weißwein presst man normalerweise ja einfach den Saft aus der Traube und lässt ihn gären. Und zwar getrennt von der Beerenhaut. Bei Rotwein dagegen lässt man die Beerenhäute, Kerne und Saft zusammen, eben genau damit der Saft die rote Farbe der Beerenhaut annimmt, die wir so schätzen. Lässt man nun auch bei der Herstellung von Weißwein Saft, Beerenhäute und Kerne beieinander, bekommt der Saft, abhängig von der Rebsorte, einen leicht orangenen Farbton. In der Antike war es übrigens gängig, Weißwein genau so zu erzeugen, schön in der Amphore. Deshalb ist in Regionen, wo heute die Amphore noch zum Einsatz kommt, wie zum Beispiel in Georgien, der Orange Wine eine ganz normale Sache. Bei uns dagegen ist er eine exotische Spezialität.
International ist Orange Wine kein Unbekannter
Frau Wörthwein, warum hat der Orange Wine nicht schon viel länger bei uns Fuß gefasst?
Saskia Wörthwein: Naja, weil er ein Rebell ist. Weil er gegen fast alles verstößt, was ein Kellermeister gelernt hat und was normale Weintrinker mögen. Normalerweise ist es der Kellermeister, der einem Wein seinen Charakter gibt. Er führt ihn genau dahin, wo er ihn am Ende haben möchte. Das geht so beim Orange Wine nicht. Der macht sein Ding, der kluge Kellermeister lässt ihm diese Selbständigkeit, passt auf, dass der Wein nicht völlig über die Stränge schlägt und füllt ihn am Ende unfiltriert ab. Wenn Sie so wollen, haben Sie einen aus der 68er Generation im Fass und der mag es eher anti-autoritär.
Und der Geschmack ist ja schon auch ein anderer als bei den bekannten Weinarten…
Saskia Wörthwein: Das ist richtig. Aber sehen Sie es mal so: Craft Beer schmeckt ja auch komplett anders als normales Bier. Und das haben wir jetzt eben auch beim Orange Wine. Wer als Genießer gerne einmal etwas ungewöhnliches probiert, ist hier an der richtigen Adresse. Ist mal was anderes…
Etwas anderes ist allerdings auch der Preis – der liegt in aller Regel höher als bei den bekannten Weinarten…
Saskia Wörthwein: Das kommt aber auch nicht von ungefähr. Erstens wird Orange Wine nicht in großen Mengen hergestellt, bei uns im Weinkonvent Dürrenzimmern zum Beispiel ist er auf rund 800 Flaschen limitiert. Und dann ist da noch ein Risiko dabei. So eine Spontanvergärung kann auch einmal schiefgehen. Wenn das passiert, kannst Du den Wein wegschütten.
Orange Wine: Know-How auch durch Erfahrung
Frau Wörthwein, macht Erfahrung bei der Herstellung von Orange Wine klug?
Saskia Wörthwein: Auf jeden Fall. Der Divinus Orange Wine ist ja bereits so etwas wie die „zweite Generation“. Also Nachfolger unseres ersten Orange-Wines, damals noch in der Cellarius-Limie. Er hat rebsortenbedingt eine etwas kräftigere Farbe als sein Vorgänger und wurde komplett im Eichenfass vergoren und ausgebaut. Nach einer Reifeperiode von mehreren Monaten wurde er unfiltriert abgefüllt. Die vorhandene Trübstoffe findet man auch im Glas zurück und tragen zum unverwechselbaren Charakter dieses Weines bei. Ein Wein für Liebhaber außergewöhnlicher Weine.
Was meinen Sie mit „rebsortenbedingt eine etwas kräftigere Farbe“?
Saskia Wörthwein: Der Vorgänger war ein orange ausgebauter Weißburgunder, diesmal haben wir einen Kerner genommen. man könnte also auch sagen, dieses Mal ist es ein „waschechter Württemberger“.
Zu welchem Essen würden Sie den Divinus Orange Wine trocken empfehlen?
Saskia Wörthwein: Zu Fleisch und Fisch vom Grill, denn die Röstaromen finden sich im Wein wieder und bilden eine schöne Harmonie. Ich muss aber sagen: Ich selbst genieße ihn am liebsten pur. Am besten schön kühl, so mit 10-12 Grad, an einem Sommerabend auf der Terrasse.
Hier könnt Ihr den DIVINUS Orange Wine trocken vom Weinkonvent Dürrenzimmern beziehen.
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