PiWiS sind derzeit in aller Munde. Aber was steckt hinter den pilzwiderstandsfähigen Rebsorten? Wir klären auf.
Die „PiWis“ sind allesamt noch recht junge Sorten. Was sie auszeichnet, ist ihre besonders starke Widerstandskraft gegen die Rebkrankheiten Echter und Falscher Mehltau. Letztere Beiden sind die wesentlichen Pilzkrankheiten an Reben in unseren Breiten. Die höhere Widerstandsfähigkeit der Reben führt zu einer Reduzierung der Pflanzenschutzmaßnahmen um bis zu 80%. Auf knapp 3 Prozent der Rebflächen in Deutschland werden gemäß Deutschem Weininstitut derzeit bereits PiWis angepflanzt. Das sind rund 3.000 Hektar.
Übrigens: Bis so eine neue Rebsorte gezüchtet UND bereit sowie zugelassen ist für den Anbau im Weinberg, vergeht eine Menge Zeit. Von der ersten Kreuzung bis zur Zulassung können gut und gerne 20 Jahre vergehen.
Und jetzt der Blick im Detail auf die einzelnen Sorten, die PiWis hier bei uns in Württemberg:
Cabernet Blanc, Solaris, Souvignier Gris, Muscaris, Regent – er ist seit 1995 im Anbau und belegt laut Deutschem Weininstitut rund 50% der gesamten Anbaufläche für PiWis in Deutschland -, Satin Noir, Sauvignac und Sauvitage. Gerade die letztgenannte Sorte erfreut sich jüngst einer enormen Nachfrage seitens der Weinerzeuger – wird also immer öfter angebaut.
Auf den Fotos seht Ihr von links nach rechts folgende PiWi-Sorten: Levitage, Souvignier gris und Calardis blanc. Fotos: LVWO/Dr. Jürgen Sturm
Württemberg ist bei PiWi-Züchtung vorne mit dabei
Inwiefern sind PIWIS nun aber ein Thema, das einen besonderen Bezug zu unserem Anbaugebiet hat? Nun, zum einen sind die PIWIS Neuzüchtungen, die überwiegend aus Instituten hier in Deutschland kommen. Zwar berichtet das Deutsche Weininstitut, dass bereits vor etwa 150 Jahren in Frankreich heimische Rebsorten mit amerikanischen Wildarten gekreuzt und in hohem Maße angebaut wurden. Aber: Diese verschwanden bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts fast vollständig wieder. Und heute hat eben Deutschland bei der Züchtung der PiWis die Nase vorn. Unter anderem die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg, Ihr kennt sie auch als LVWO. Zuletzt wurde eben hier der Sauvitage gezüchtet. Dass immer häufiger ganz gezielt pilzwiderstandsfähige Rebsorten gezüchtet werden, hat natürlich seine Gründe. Zu diesen zählt der zunehmende Klimawandel. Denn durch diesen kommt es auch für die Reben zu immer anspruchsvolleren klimatischen Rahmenbedingungen.
Warum behaupten sich unter diesen neuen Bedingungen aber ausgerechnet die PIWIS besonders gut?
Dies liegt vor allem an den Extremen, die der Klimawandel mit sich bringt. Die Trockenphasen werden gerade im Sommer immer länger, aber wenn es dann regnet, fällt der Niederschlag oft ziemlich heftig aus. Hierdurch werden dann Pilzerkrankungen wahrscheinlicher. Hiergegen kann man zwar mit gängigen Pflanzenschutzmitteln vorgehen, aber so richtig nachhaltig ist dies nicht. Deshalb verfolgt man heutzutage eher den Ansatz, die Reben von vorneherein widerstandsfähig zu machen. Denn dann schaffen diese es aus eigener Kraft, Erkrankungen abzuwehren. Und: Was man ebenfalls bereits bei der Züchtung anstrebt: Eine möglichst späte Reife. Denn – das habt ihr sicherlich bereits in früheren unserer Beiträge gelesen: Es ist für die Aromenbildung insbesondere der meisten Weißweinsorten sehr förderlich, wenn die Trauben in der Endphase der Reifung neben warmen Tagen als Kontrast auch ein paar herbstlich kühle Nächte mitbekommen. Und diese kommen in unseren Breitengraden immer später im Jahr.
Was übrigens bisher noch nicht gelungen ist, ist eine Rebsorte zu züchten, die zu 100 Prozent resistent gegen Pilzkrankheiten ist. Diese gibt es noch nicht. Sehr wohl aber Sorten, die pilzwiderstandsfähiger sind als die Klassiker wie Riesling und Co..
Auf den Fotos seht Ihr von links nach rechts folgende PiWi-Rebsorten: Satin Noir, Sauvitage und Veritage. Fotos: LVWO/Dr. Jürgen Sturm
Der Zug hat eine Bremse
Nun würde man ja meinen, dass einer so phänomenalen Entwicklung wie der Züchtung der pilzwiderstandsfähigen Rebsorten eindeutig die Zukunft gehört. Das ist aber noch nicht endgültig raus. Denn: Letztlich spricht bei dieser Frage auch der Kunde noch ein Wörtchen mit. Das heißt: Auch der Endverbraucher muss die Weine aus den neuen, pilzwiderstandsfähigen Rebsorten annehmen. Ihnen durch den Kauf die entsprechende Nachfrage schaffen – und hier gibt es in der Tat noch einiges zu tun. Denn auch beim Wein spielt habituelles Kaufverhalten eine nicht zu unterschätzende Rolle. Riesling kenn‘ ich, Riesling nehm‘ ich, Riesling trink‘ ich. Die für viele noch recht fremd anmutenden Namen der neuen, jungen Sorten, müssen sich am Markt erst noch durchsetzen.
Wir können euch aber dazu ermutigen, diesen Sorten eine Chance zu geben und sie zu probieren.
Titelbild: Die noch sehr neue PiWi-Sorte Veritage, Foto: LVWO/Dr. Jürgen Sturm
Mehr erfahren über die Hintergründe beim Thema Wein im Weinheimat Blog.
Ihr findet uns außerdem auch auf Facebook und Instagram. Wir freuen uns über ein Like.
https://www.weinheimat-wuerttemberg.de/gu-wuerttemberg