Immer mehr Weingärtner und Winzerinnen bauen sie an: Pilzwiderstandsfähige Rebsorten gehören zu den wichtigsten Trends im modernen Weinbau. Diese zeichnen sich für die Winzer dadurch aus, dass sie bis zu 80% weniger Pflanzenschutz aufwenden müssen als bei herkömmlichen Sorten. Mit Sauvitage und Levitage wurden zwei der jüngsten Sorten dieser Art von der „Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau“ (LVWO) in Weinsberg entwickelt.
Dabei sind die „PIWIs“ generell noch recht jung. „Was sie auszeichnet, ist ihre besonders starke Widerstandskraft gegen die Rebkrankheiten Echter und Falscher Mehltau“, erklärt Dr.Jürgen Sturm, Referatsleiter Rebenzüchtung an der LVWO. Auf 301 Hektar wurden in Württemberg 2024 bereits PIWIs angebaut – dies entspricht 2,8 Prozent der Rebflächen. Bundesweit liegt der Anteil sogar noch höher, da in Württemberg erst später mit Züchtung und Anbau begonnen wurde.
Bereits mehrere PIWIs erfolgreich in Württemberg gezüchtet
Aktuelle Erfolgsgeschichte ist die Sorte Levitage. Die jüngste Züchtung der LVWO erhielt 2024 ihre Zulassung. Zuvor kam 2020 bereits der Sauvitage, der innerhalb kürzester Zeit bei Deutschlands Winzern einen Siegeszug angetreten hat. „Dies erhoffen wir uns auch vom Levitage“, gibt sich Sturm optimistisch. „Neben der bei PIWI-Sorten ja bekannten, größeren Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten zeichnet sich diese Sorte durch geringere Fäulnisanfälligkeit aus, zudem zeigt sie sich sehr robust gegen die Kirschessigfliege.“
Auch die oenologischen Reize der Sorte überzeugen. Dunkelrot, sehr farbkräftig und mit Aromen heimischer Waldbeeren und Kirschen, dazu mild bei den Gerbstoffen – Levitage ist ein kräftiger, vielschichtiger Wein, mit schöner Frucht.
In der Bildergalerie seht Ihr den Sauvitage, den Levitage und den sich noch in der Endphase seiner Züchtung an der LVWO befindenden Veritage.
Deutschland führend in der Züchtung von PIWIs
Deutschland ist laut Deutschem Weininstitut heute führend in der Züchtung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten. Wobei die LVWO mit etwas Verspätung am Start war. „Unsere badischen Kollegen vom Staatlichen Weinbau Institut in Freiburg waren uns einige Jahre und Sorten voraus“, sagt Sturm. So wurden dort unter anderem die PIWI-Sorten Johanniter, Solaris und Souvignier gris gezüchtet. „Schön, dass wir mit unseren Württemberger Züchtungen jetzt das Feld von hinten aufrollen.“
Und dies mit Wucht. Levitage belegte 2024 in Württemberg bereits 14,7 Hektar Anbaufläche (2023 waren es noch 11,6), Sauvitage wurde hier 2024 auf 59,2 Hektar angebaut (gegenüber 45,5 Hektar in 2023). „Der Trend stimmt, solche Steigerungen sind nicht selbstverständlich in Zeiten rückläufiger Rebflächen“, freut sich Jürgen Sturm.
Patrick Hilligardt, Vorstandssprecher der Weinheimat Württemberg eG, ergänzt: „Neue Sorten wie Levitage passen hervorragend zu unserem Qualitätsverständnis in Württemberg.“ Württemberg sei eine geschützte Ursprungsbezeichnung der EU. „Damit steht unser Anbaugebiet für kontrollierte Herkunft – hinzu kommt der Mut, auch neue Wege zu gehen.“
PIWIs trotzen auch Extremwetterlagen besser
Weiterer Punkt: Durch den Klimawandel rechnen Wissenschaftler mit länger werdenden Trockenphasen gerade im Sommer. Kommt es dann zu Niederschlag, fällt dieser oft heftig aus, was Pilzerkrankungen fördert. Reben, die hiergegen widerstandsfähig sind, sind Trumpf.
Bei Weißweinsorten späte Reife gefragt
Und: Viele Weißweinsorten mögen für die Aromenbildung, in der Endphase der Reifung, herbstlich kühle Nächte. Diese kommen jedoch immer später im Jahr. „Deshalb züchten wir die neuen Rebsorten ganz gezielt auch mit Blick auf diese Anforderung“, erklärt Sturm. Nachhaltigkeit sei wesentlich mehr als Pilzwiderstandsfähigkeit – und daran arbeiteten die Rebenzüchter und die LVWO.
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Erstellt am 02. Juli 2025