Im Rahmen seiner Herbst-Pressekonferenz am Freitag, 19.09., informierte der Weinbauverband Württemberg über den Verlauf des Weinjahres 2025. Und den erwarteten Weinjahrgang 2025.
Während sich Weinfreunde und Winzer auf tolle Weinqualitäten freuen dürfen, befasst sich der Weinbauverband Württemberg bereits mit der Landtagswahl im kommenden Jahr. Er fordert konkrete Maßnahmen für eine zukunftsfähige Weinwirtschaft in Baden- Württemberg.
Weinjahrgang 2025: Gute Entwicklung und vielversprechende Aussichten im Turbo-Herbst
Und so sah das Weinjahr 2025 beim Wetter aus: Es begann mit milden Temperaturen und ausreichenden Niederschlägen. Der Austrieb erfolgte rund zwei Wochen später als 2024 und entsprach damit dem langjährigen Mittel. Spätfrostschäden traten nicht auf. Die Reben zeigten sich vital, mit überdurchschnittlich hohem Gescheinsansatz. Die Blüte verlief störungsfrei, sodass kompakte und teils größere Trauben heranwuchsen. Trotz des späten Austriebs setzte der Reifebeginn aufgrund der guten Wasserversorgung und des durchgängig warmen und trockenen Augusts bereits frühzeitig ein. Er war Mitte August wieder auf dem Vorjahresniveau. Trotz starker Schwankungen in den Wintermonaten blieben Schäden durch Frost aus. Auch die Hitzewelle Ende Juni sowie vereinzelte Hagelereignisse im Juli hatten nur begrenzte Auswirkungen. Der Krankheitsdruck durch Oidium, Peronospora und der Befall durch invasive Schädlinge wie die Kirschessigfliege blieb bis Mitte August insgesamt unterdurchschnittlich. Die Trauben zeigten einen allgemein sehr guten Gesundheitszustand. Mit den ersten Reifemessungen wurde das sehr hohe Qualitätspotenzial des Jahrgangs deutlich.
Die anhaltend gute Wasserversorgung und die günstige Witterung Ende August führten zu einer raschen Reife der Trauben. Charakteristisch für den Jahrgang 2025 ist die gleichzeitige Erntereife vieler Rebsorten. Dies resultiert in einem kompakten, sehr kurzen „Turbo-Herbst“. Dieser wird in zahlreichen Betrieben voraussichtlich bereits Ende September und innerhalb von nur drei Wochen abgeschlossen sein. „Aktuell laufen Vollernter und Traubenpressen im Dauerbetrieb, um die Qualität in den Keller zu bringen“, betont Vizepräsident Bernhard Idler die besonderen Herausforderungen der diesjährigen Weinlese. Die hohen Tagestemperaturen beschleunigen die Reife zusätzlich, während zugleich die Erntemenge sinkt. „Die sensorischen Eindrücke der gärenden Jungweine sind sehr positiv”, sagt Idler. “Dank der Investitionen in die Kellertechnik in den vergangenen Jahren, insbesondere in Gär- und Kühltechnik, der hohen Qualifikation unserer Kellermeister und des unermüdlichen Einsatzes der Winzer dürfen wir uns auf fruchtige Weißweine und charakterstarke Rotweine aus Württemberg freuen.“
Erwartete Mostmenge auf dem Niveau des Vorjahres
Die erwartete Mostmenge liegt mit rund 65 Millionen Litern auf dem Niveau des Vorjahres. Zur Qualitätssicherung ist in Jahren mit schneller Reife eine selektive Lese unerlässlich. Zwar ermöglichen Vollernter die zügige Bearbeitung größerer Flächen, dennoch bleibt eine sorgfältige händische Vorarbeit unverzichtbar. Dies gilt insbesondere für Weinberge im Premiumsegment, die vollständig von Hand gelesen werden. „Die sehr kurze Ernte 2025 verdeutlicht die besondere Herausforderung dieser personalintensiven Arbeitsspitze”, so Idler weiter. Zusätzlich mache sie zugleich die Auswirkungen der jüngsten Mindestlohnerhöhungen für die Betriebe unmittelbar sichtbar. “Aus betriebswirtschaftlichen Gründen ist der Einsatz von Traubenvollerntern für die meisten Erzeuger daher ein Muss.“
Weinbauverband fordert Maßnahmen für eine zukunftsfähige Weinwirtschaft in Baden-Württemberg
In Anwesenheit von Minister Peter Hauk MdL berichtete Weinbaupräsident Dietrich Rembold über die derzeit herausfordernde Marktsituation. Um die Weinwirtschaft nachhaltig zu stärken, legt der Weinbauverband Württemberg gemeinsam mit den Badischen Weinbauverband und dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband ein Positionspapier zur Landtagswahl mit klaren Handlungsempfehlungen vor. Im Mittelpunkt stehen der Erhalt zukunftsfähiger Rebflächen, die wirtschaftliche Absicherung der Betriebe sowie eine stärkere Absatzförderung über Tourismus, Gastronomie und Landesmarketing.
Insbesondere an die Bundespolitik adressiert der Weinbauverband Württemberg wiederholt die Einführung einer Rotationsbrache als geförderte Biodiversitätsleistung. Diese soll helfen, ökologische Maßnahmen auf gebrachten Flächen praxistauglich umzusetzen. Und: Die Kulturlandschaft, vor allem die benachbarten Weinberge, langfristig zu sichern. Ebenso setzt der Verband auf gezielte Kooperationen zwischen Weinbau, Natur- und Landschaftsschutz, Kommunen und touristischen Organisationen. Sie sollen helfen, dass Flächenpotenziale optimal genutzt und regionale Strukturen gestärkt werden können. „Das vom Land unterstützte ILEK Vorhaben im Remstal ist ein gutes Beispiel, dass nur unter Beteiligung aller Akteure Lösungen für die Weiterentwicklung der Weinbergskulissen gefunden werden können“, unterstreicht Rembold die Notwendigkeit der Zusammenarbeit. Zwingend geboten sei zudem die seitens der Landesregierung im Sofortprogramm angekündigte Einführung einer Drieschen-Verordnung, inklusive der Rodungsverpflichtung von nicht mehr bewirtschafteten Weinbergen.
Weinbauverband spricht sich für Einführung zinsloser Darlehen aus
Zur Absicherung der Betriebe spricht sich der Weinbauverband Württemberg für die Einführung zinsloser Darlehen durch die Landesbank Baden-Württemberg aus. Diese sollen den Betrieben mehr Planungssicherheit geben, notwendige Investitionen für zukunftsorientierte Unternehmen erleichtern und kurzfristige Liquiditätsengpässe überbrücken. Gleichzeitig begrüßt Rembold die in der vergangenen Woche angekündigte Ausweitung der Förderung der Ertragsversicherung auf das Schadereignis Hagel. „Dies ist ein wichtiges Signal der Landespolitik und stärkt unsere Betriebe im Risikomanagement gegenüber unter anderem den Herausforderungen durch den Klimawandel“.
Darüber hinaus weist der Weinbauverband darauf hin, dass die bestehenden Anstrengungen der Branche zur Förderung der Biodiversität in der öffentlichen Diskussion und bei der Kaufentscheidung vor allem regionaler Verbraucher bislang zu wenig Beachtung finden. Der Weinbau in Württemberg setzt konsequent auf die Weiterentwicklung nachhaltiger Produktionsmethoden. Und erwartet dabei verstärkte Unterstützung, etwa durch eine an die tatsächlichen Kosten angepasste Förderung des herbizidfreien Arbeitens. „Mit dem von uns vorgeschlagenen Maßnahmenpaket wollen wir die Weinwirtschaft ökologisch verantwortungsvoll, wirtschaftlich stabil und zugleich touristisch attraktiv gestalten“, betont Vizepräsident Peter Albrecht die Notwendigkeit kurzfristiger Maßnahmen und richtet zugleich den Blick auf den anstehenden Landtagswahlkampf.
Titelbild: Dietrich Rembold, Präsident des Weinbauverbands Württemberg und Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk
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