Der Weinheimat Blog im Interview mit Ernst Büscher, Pressesprecher des Deutschen Weininstituts (DWI).
Einblick in die Welt des Weins: Im Interview mit Ernst Büscher, dem Pressesprecher des Deutschen Weininstituts (DWI), erforschen wir die grundlegende Frage, die jeden Weinliebhaber bewegt: ‚Was macht einen guten Wein aus?‘ Als erfahrener Winzer, Weinbau-Ingenieur und Diplombiologe teilt Büscher seine Einblicke in die Welt des Weins. Seit 2002 als Pressesprecher im DWI tätig, bringt er nicht nur sein fundiertes Fachwissen ein, sondern erklärt auch, was für ihn persönlich einen guten Wein ausmacht.
Dazu haben wir ihm folgende fünf Fragen gestellt:
Gibt es grundlegenden Eigenschaften, die einen guten Wein ausmachen?
Büscher: Ein guter Wein ist derjenige, der einem gut schmeckt. Da gibt es kein richtig oder falsch, aber es gibt natürlich große Unterschiede bei den individuellen Vorlieben. Wer beispielsweise liebliche Weine bevorzugt, für den ist ein trockener Barriquewein kein guter Wein.
Unabhängig davon sollte ein qualitativ hochwertiger Wein eine gewisse Komplexität haben, in sich harmonisch sein und Spannung am Gaumen erzeugen, was etwa durch einen langen Nachhall nach dem Schlucken erkennbar wird. Bei Rotweinen spielt auch die Beschaffenheit der Gerbstoffe eine große Rolle. Die sogenannten Tannine sollten reif und nicht übermäßig adstringierend wahrgenommen werden. Weine, die in Barrique-Fässern gelagert wurden, und den Duft des Weins mit dezenten Aromen etwa von Vanille oder Mocca unterstützen, werden ebenfallsoftmals als höherwertig angesehen.
Wie erfolgt die Bewertung eines Weins, und welche Kriterien werden dabei berücksichtigt?
Büscher: Die Weinqualitäten werden hierzulande heute schon sehr oft – und ab dem Jahrgang 2026 verbindlich – über ihre Herkunft definiert, denn sie bestimmt die Charakteristik eines Weines. Dabei folgt die Weinbewertung dem Grundsatz „je enger die Herkunft, desto höher die Qualität“. Demnach stehen die Weine aus Einzellagen an der Spitze der neuen Qualitätspyramide. Sie spiegeln das Terroir, dem sie erwachsen sind, in besonderer Weise wider. Die darunter liegende Stufe umfasst die Weine, deren Trauben aus einer einzigen Gemeinde oder einem Ortsteil stammen. Sie stehen überWeinen aus abgegrenzten Bereichen oder den früheren Großlagen, die neuerdings zusätzlich mit dem Begriff „Region“ gekennzeichnet werden. Die Basis bilden Weine, deren Trauben aus dem gesamten Anbaugebiet stammen.
Gibt es bestimmte Rebsorten, die als besonders hochwertig gelten?
Büscher: Rebsorten aus renommierten Weinregionen, die für hohe Weinqualitäten bekannt sind, werden in der Regel auch als höherwertig angesehen. Von den hierzulandehäufig angebauten Sorten wären das beispielsweise Riesling, die Burgundersorten inkl. Chardonnay, Silvaner oder Lemberger. Selbstverständlich gibt es von all diesen Sorten auch Weine in Basisqualitäten.
Wie beeinflusst der Jahrgang die Qualität und den Geschmack eines Weins?
Büscher: Der Jahrgang prägt in erster Linie die Stilistik der Weine. Die Weinqualitäten der letzten Jahrgänge waren nicht zuletzt auch durch die zunehmende Erwärmung aufgrund des Klimawandels durchweg gut bis sehr gut. Generell kann man sagen, dass in sehr sonnenreichen Jahren die Weine in der Regel etwas gehaltvoller und säuremilder werden und in kühlen Jahren eher schlank mit frischer Fruchtsäure. Man kann aber auch in heißen Jahren frisch-fruchtige, schlanke Weine erzeugen, wenn man die Trauben früher erntet.
Inwiefern korreliert der Preis eines Weins mit seiner Qualität?
Hochwertige Weine sind in der Regel etwas teurer, weil der Winzer weniger Trauben pro Stock aus seinem Weinberg erntet. Oftmals ist dies nur die Hälfte des Ertrags, der für Basisqualitäten gelesen wird. Dadurch sind die Inhaltsstoffe in den Trauben konzentrierter, was die daraus entstehenden Weine komplexer werden lässt. Zudem steckt mehr Handarbeit aus Weinberg und Keller in diesen Weinen. Dies alles spiegelt sich am Ende auch im Weinpreis wider.
Die Reputation eines Erzeugers und die verfügbare Weinmenge beeinflussen ebenfalls den Weinpreis – insbesondere im Premiumsegment. Hier gilt die alte Regel: Angebot und Nachfrage regeln den Preis, was durchaus auch schon mal in drei- bis vierstelligen Beträgen für eine Flasche Wein münden kann. Geschmacklich lassen sich solche Preise allerdings selten nachvollziehen.
Wir bedanken uns bei Ernst Büscher für die Zeit und hervorragenden Antworten.
Mehr Hintergründe zum Wein und News aus der Weinheimat gibt es im Weinheimat Blog.
schön herb und süffig