Klimawandel – Neue Rebsorten auf dem Vormarsch

Die Klimaerwärmung ist eine der größten Herausforderungen für die gesamte Menschheit. Sie bereitet Politikern und Wissenschaftlern echte Kopfschmerzen. Dennoch gibt es Stimmen, die argumentieren, dass sie für deutsche Winzer durchaus positive Folgen haben könnte. Doch ist das wirklich so? Zumindest waren durch die ansteigende Hitze in den letzten Jahren die Trauben früher reif und auch süßer.

Zunahme heißer Tage wird zum Problem

Zwar gibt es inzwischen keine unreifen Jahre mehr, jedoch sind die hohen Temperaturen vor allem für Rebsorten, die eher mäßige Temperaturen bevorzugen, wie beispielsweise den Riesling, eher schwierig. Gerade die Trauben von Weißweinreben reagieren empfindlich und es mehren sich die Jahre mit „Sonnenbrand“, also bräunlichen Stellen an der Schale, die auf eine Schädigung der Trauben hinweisen. Um das zu vermeiden, experimentieren Wissenschaftler momentan damit, die Beeren mit kalkähnlichen Lösungen zu besprühen, um sie so vor der Sonne zu schützen.

gefrorener Rebstock für Eiswein

Auch für Eiswein sieht es mittlerweile im Süden von Deutschland eher schwierig aus. Denn für Eiswein müssen die Trauben noch vor der Lese am Rebstock gefrieren. Die milden Winter drängen daher den Eiswein nach Norden. Künftig könnte es also durchaus sein, dass sowohl aus Norddeutschland, als auch aus Dänemark oder Schweden eine Vielzahl an Eisweinen kommt. Aktuell gibt es dort bereits kleinere Weinbaugebiete. Mehr zum Eiswein könnt ihr hier nachlesen.

 

Eine andere Auswirkung der Erwärmung ist, dass inzwischen Rebsorten wie Merlot oder Syrah auch in Deutschland angepflanzt werden können. Diese kannte man früher eher aus dem Urlaub im Süden. Während der Syrah in Württemberg kaum angepflanzt wird, so hat sich die Anbaufläche des Merlot seit 2009 jedes Jahr gesteigert und lag, zum Juli 2020, bei 91ha und damit auf ähnlichem Niveau wie der Silvaner mit 90ha. Allerdings noch sehr weit hinter „unserem“ Trollinger, der im Juli 2020 auf eine Anbaufläche von 2.138ha kam.

Klimaerwärmung beschleunigt Reifeprozess

Winzer stellen immer wieder fest, dass durch die Klimaerwärmung auch der Reifeprozess beschleunigt wird. Eine frühere Reife führt allerdings auch dazu, dass die Trauben weniger Säure enthalten und zum Teil mehr Zucker. Was bedeutet, es entstehen alkoholreiche und säureschwache Weine. Das ist vor allem beim Weißwein (und hier besonders beim Riesling) problematisch, da bei diesem besonders der Säureanteil eine entscheidende Rolle spielt.

Um eine frühere Reife zu vermeiden, muss die Reifezeit hinausgezögert werden. Dazu gibt es verschiedene Ansätze. Die gängigste ist, die Reben so zu beschneiden, dass die Knospen erst später austreiben und die Reifezeit damit nach hinten verschoben wird.

Wasser wird zum kritischen Faktor

Neben den oben genannten Punkten  ist das Thema Wasser mittlerweile eine große Herausforderung für die Weingärtner. An einem heißen Sommertag müssen die Flächen bewässert werden, damit die jungen Trauben nicht verbrennen. In Zeiten des Klimawandels werden hier sparsame Bewässerungssysteme, wie etwa die Tröpfchenbewässerung oder auch Wasserspeicherungen als mögliche Lösung aufgeführt. Anders als in anderen Kulturen ist das Ziel der Tropfbewässerung im Weinbau nicht die Ertragsmaximierung, sondern die Qualitätssteigerung.

Tröpfchenbewässerungssystem

Durch den Klimawandel haben allerdings nicht nur die trockenen, heißen Tage zugenommen. Die andere Seite der Medaille ist, dass es mittlerweile deutlich mehr Starkregen-Ereignisse gibt. Das bedeutet, dass in kurzer Zeit sehr viel Regen fällt. Hier haben wir, teilweise über mehrere Tage, ein besonders feucht-nasses Klima, dass den Pilzbefall der Reben fördert.

Hier helfen neu gezüchtete Weinreben. So wurden 2020 zwei neue Weißweinreben zur Kultivierung zugelassen. Ziel bei beiden Züchtungen war es, eine pilzwiderstandsfähigere Rebsorte hervorzubringen. Bei beiden ist das geglückt. So sind sie deutlich widerstandsfähiger gegen Echten Mehltau und Falschen Mehltau sowie Schwarzfäule. Die erste in Deutschland zugelassene Neu-Rebzüchtung mit dem Schwerpunkt „Pilzwiderstandsfähigkeit“ war die Rebsorte Regent, die 1995 die Zulassung erhielt. Sie gehört zu den bedeutendsten pilzwiderstandsfähigen Qualitäts-Rebsorten weltweit und liefert farbintensive, kräftige Rotweine.

In den nächsten Jahrzehnten werden wir mit Sicherheit noch die eine oder andere neue Rebsorte kennenlernen. Welche „alten“ Rebsorten die Zeit überdauern, werden wir sehen. Vielleicht wird in 50 Jahren der Trollinger in Schweden angebaut werden.

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