Wir haben mal wieder die Schafe in Flein bei Heilbronn besucht. In diesem Beitrag zeigen wir Euch, warum die Tiere unseren Weingärtnern eine große Unterstützung sind und wie sie das Thema Nachhaltigkeit im Weinberg fördern.
Zurück zur Tradition im Weinberg
Die flauschigen Helfer stehen aktuell in den Fleiner Weinbergen. Also klar, die Schafe sind super süß, aber warum wir sie außerdem feiern? Lasst uns einmal komplett von vorne beginnen.
Zunächst gehören Schafe allgemein zu den ersten Nutztieren der Menschheit, denn sie haben bereits vor mehreren Tausend Jahren Menschen beim Überleben geholfen. So war es auch keine Seltenheit, dass Schafe in den Weinbergen hausten, denn in der Weidetierhaltung war das Futter damals knapp. Die Weinberge boten den Schafen also eine erstklassige Nahrungsgrundlage. Und wie es nun einmal der Kreislauf so will, düngten die Schafe wiederum die Rebflächen.
Heute sind Schafe im Weinberg eher eine Seltenheit geworden. Die beiden Winzerfamilien Seiz und Münzing aus Flein sowie der Fuchsschäfer André Roller aus Talheim beteiligten sich bereits 2019 an dem Hochschulprojekt „Win-Win im Weinberg“. Ziel des Projektes war es, Vorteile von Schafen im Weinberg zu beleuchten und konkrete Handlungsempfehlungen für Winzer zu erarbeiten, damit auch andere Winzer Schafe in ihre Weinberge integrieren können. Mehr zu dem Projekt findet Ihr hier.
Schafe im Weinberg für einen nachhaltigen Weinbau
Aber was genau machen die Schafe im Weinberg überhaupt?
Kurze Zusammenfassung: Schafe im Weinberg fressen störenden Bewuchs frei, entblättern die Rebflächen und düngen gleichzeitig die Böden. Ihre Bewegung fördert die Infiltration der Böden. Durch den Einsatz der Schafe, ganz konkret deren „Mäharbeiten“, müssen weniger Maschinen zum Einsatz kommen. Das wiederum reduziert den CO2-Ausstoß. Die Schafe entblättern dabei die Traubenzone, was entscheidend für die spätere Weinqualität ist. Der wertvolle Dung der Schafe fördert die Artenvielfalt in den Weinbergen. Nicht zuletzt zeigt die oben bereits erwähnte, aktuelle Studie der Hochschule Rottenburg am Kaiserstuhl: Der Kot der Schafe führt dazu, dass vom Aussterben bedrohte Käfer wieder in die Weinberge zurück gelockt werden. Diese höhere Biodiversität ist auch für die Winzerinnen und Winzer extrem wertvoll.
Welche Schafe lassen sich im Weinberg einsetzen?
Natürlich stellt sich nun die Frage, ob man jedes beliebige Schaf in den Weinberg stellen kann. Die Antwort darauf ist Jein. Für die Beweidung mit Schafen in den Sommermonaten ist die Wahl der Schafrasse mitentscheidend, denn fast alle Schafrassen besitzen die Fähigkeit, sich auf die Hinterbeine zu stellen. Damit könnten sie weite Teile der Laubwand in den meisten Reberziehungssystemen im Sommer kahlfressen. Nur die beiden englischen Schafrassen Shropshire (Dänische Linie) sowie Southdown sind in der Regel physiologisch nicht fähig, sich auf die Hinterbeine zu stellen. Man könnte ansonsten auch Ouessant-Schafe einsetzen, das Bretonische Zwergschaf. Diese sind so klein, dass sie selbst auf Hinterbeinen nur eine max. Verbisshöhe von 105 cm erreichen. Sollen die Schafe nur im Winter den Weinberg bewohnen, also nach der Lese bis kurz vor dem Knospenaustrieb der Reben, ist die Schafrasse egal. Von wann bis wann die optimale Zeit für den Einsatz der Schafe ist, lest Ihr auch im passenden Blogbeitrag „Schafe im Weinberg – Update“.