Kein Thema ist momentan prominenter in den Medien als der Klimawandel. Ob Greta Thunberg oder die Bewegung „Fridays for Future“, beides ist inzwischen jedem gut bekannt. Nach unserem Interview mit dem Präsidenten des Weinbauverbandes Württemberg Hermann Hohl, beschäftigt sich der folgende Beitrag erneut mit dem Thema „Klimawandel und was er für den Weinbau bedeutet“.
Die Klimaerwärmung ist eine der größten Herausforderungen für die gesamte Menschheit. Sie bereitet Politikern und Wissenschaftlern echte Kopfschmerzen. Glaubt man der „New York Times“, so ist sie zumindest für deutsche Winzer ein echter Segen. Doch ist das wirklich so? Zumindest waren durch die ansteigende Hitze in den letzten Jahren die Trauben reifer und auch süßer.
Weißweintrauben vertragen keine Hitze – Riesling leidet
Zwar gibt es inzwischen keine unreifen Jahre mehr, jedoch sind die hohen Temperaturen vor allem für bspw. den Riesling, der mäßige Temperaturen mag, eher schwierig. Einige der Weißweinreben reagieren bereits mit „Sonnenbrand“, also bräunlichen Stellen an der Schale, die auf eine Schädigung der Trauben hinweisen. Um das zu vermeiden, experimentieren Wissenschaftler momentan damit, die Beeren z. B. mit kalkähnlichen Lösungen zu besprühen, um sie so vor der Sonne zu schützen.
Dem Eiswein wird es ebenfalls zu heiß im Süden
Auch für Eiswein sieht es inzwischen im Süden von Deutschland eher schwierig aus. Denn bei dem müssen die Trauben noch vor der Ernte am Rebstock gefrieren. Die milden Winter drängen daher den Eiswein nach Norden. Künftig könnte es also durchaus sein, dass sowohl aus Norddeutschland, als auch aus Dänemark oder Schweden eine Vielzahl an Eisweinen kommt. Aktuell gibt es dort bereits kleinere Weinbaugebiete. Mehr zum Schicksal des Eisweines lest ihr in den nächsten Tagen.
Des einen Leid ist des anderen Freud: Mediterrane Rebsorten in Deutschland
Ein wiederum angenehmer Nebeneffekt der Erwärmung ist, dass inzwischen Rebsorten wie z. B. Merlot oder Syrah auch in Deutschland angepflanzt werden können. Diese kannte man früher eher aus dem Urlaub im Süden. Aber: Strenggenommen braucht es zur Kultivierung dieser Rebsorten keinen Klimawandel. Die hohe Sonneneinstrahlung und die Wärme speichernden Steinmauern in Steillagen wir beispielsweise dem Felsengarten in Besigheim reichen hierfür bereits aus.
Klimaerwärmung beschleunigt Reifeprozess
Winzer stellen immer wieder fest, dass durch die Klimaerwärmung auch der Reifeprozess beschleunigt wird. Eine frühere Reife führt allerdings auch dazu, dass die Trauben weniger Säure enthalten und zum Teil mehr Zucker. Was bedeutet, es entstehen alkoholreiche und säureschwache Weine. Das ist vor allem beim Weißwein (und hier besonders beim Riesling) problematisch, da bei diesem besonders der Säureanteil eine entscheidende Rolle spielt.
Verzögerung der Reife als Hauptaufgabe
Um eine frühere Reife zu vermeiden, muss die Reifezeit hinausgezögert werden. Dazu gibt es verschiedene Ansätze: Zum Beispiel werden die Reben so geschnitten, dass die Knospen erst einige Zeit später austreiben und die Reifezeit damit nach hinten verschoben wird.
Wasserdefizit als großes Problem
Neben der Reifezeit und den ansteigenden Temperaturen und auch der Sonne, spielt allerdings auch die Wasserversorgung eine wichtige Rolle. Denn an einem heißen Sommertag müssen die Flächen bewässert werden, damit die jungen Trauben nicht verbrennen. In Zeiten des Klimawandels werden hier sparsame Bewässerungssysteme, wie etwa die Tröpfchenbewässerung oder auch Wasserspeicherungen als mögliche Lösung aufgeführt.
Winzer müssen sich dem Klimawandel anpassen. Es gibt einiges, worauf man sich künftig vorbereiten sollte. Nur dann kann um auch in Zeiten des Klimawandels weiterhin hochwertigen Wein anbauen.