Das Jahr im Weinberg: Mai – Neuanlage

Wir schauen jeden Monat in den Weinberg und erzählen euch: Was machen eigentlich unsere Weingärtner gerade?

Zum einen weiterhin das, was sie bereits im April getan haben: Bodenpflege. Mehr dazu lest ihr hier.

Was jetzt im Mai dazukommt: Es ist die Zeit der Neuanlage. Denn wenn Weingärtner neue Reben pflanzen, tun sie es vorwiegend im Mai. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Die Vegetation erwacht – und auch das Tierreich im Weinberg. Zum Beispiel der für den Boden sehr wichtige Wurm. Ihr könnt es in den Weinbergen sehr gut sehen: Derzeit läuft der Austrieb der Reben. Wenn Ihr in Heilbronn oder darum herum lebt, dürfen wir euch sagen: Bei euch sind die Reben weiter als weiter südlich im Anbaugebiet. Zum Beispiel im Remstal ist man im Frühjahr immer ein bis zwei Wochen später dran – hier wird es einfach etwas später warm.

Einen Weinberg anlegen will gut durchdacht sein

Zurück zur Neuanlage eines Weinbergs. Diese kann verschiedene Gründe haben: den zunehmenden Leistungsabfall der Reben nach Jahrzehnten der „Tätigkeit“ zum Beispiel. Oder Sortenumstellungen, aufgrund veränderter Nachfrage am Weinmarkt oder wegen des Klimas. Dementsprechend bedarf die Neuanpflanzung guter und gründlicher Planung. Denn: Einen Hektar neu anzulegen kostet, so sagt man, zwischen 20.000 und 40.000 Euro. Auf der anderen Seite dauert es anschließend mehr oder weniger zwei Jahre, bis sich die ersten Erträge einstellen. Und es gilt gut zu überlegen: Welche Rebsorte kann ich heute anpflanzen, sodass sie mir für die nächsten 30 Jahre am Markt ordentliche Erträge erbringt? Auch vor dem Hintergrund des Mikroklimas vor Ort und darüber hinaus unter Berücksichtigung des Klimawandels, den wir beobachten. Aber nicht nur die Wärme gilt es zu beachten, sondern auch: Wie ist die Wasserversorgung meines Weinbergs? Und die Wind-Exposition? Denn: Nicht jede Rebsorte verträgt Wind gleich gut.

Aktuell sind die sogenannten Piwis, also pilzwiderstandsfähige Rebsorten, für Neuanlagen sehr gefragt, dazu zählen zum Beispiel Cabernet Blanc, Souvignier gris und Sauvitage. Piwis benötigen deutlich weniger (also kaum bis keinen) Pflanzenschutz als herkömmliche Sorten.

Wieder eine Vokabel für euren Experten-Wortschatz: Rigolen

Wenn sich der Weingärtner dann für eine Rebsorte entschieden hat, wie geht er anschließend vor? Als erstes entfernt er die alten Stöcke. Auf der dadurch freigewordenen Fläche geht es nun an das sogenannte „Rigolen“. Darunter versteht man das Lockern des Bodens, bevor anschließend die Neuanlage erfolgen kann. Diese Lockerung erfolgt durch tiefes Pflügen. Wenn wir von „tiefpflügen“ sprechen, meinen wir eine Tiefe von, je nach Bodentyp mindestens 30 bis 80 Zentimetern. In seltenen Fällen können auch mal bis 120 Zentimeter nötig sein. Weitere Effekte des Rigolens sind, verdichtete Schichten zu durchbrechen und den Unterboden mit fehlenden Nährstoffen sowie Sauerstoff anzureichern.

Außerdem kann bei dieser Gelegenheit auch gleich Dünger und – auch das macht bei vielen Böden Sinn – Kalk in den Boden eingearbeitet werden. Nach unter Umständen bis zu 30 Jahren unter einer Rebe ist der Boden nicht selten ziemlich ausgelaugt. Kein Wunder, anders als in anderen Bereichen der Landwirtschaft kann im Weinbau ja kein jährlicher Wechsel der angebauten Pflanzen betrieben werden, sondern wir haben es mit einer Monokultur zu tun. Da macht es selbstverständlich sinn, dem Boden (zumindest) vor einer Neuanlage noch einmal richtig etwas Gutes zu tun.

Dass man beim Rigolen teilweise recht tief geht, verrät übrigens auch schon der Name der Aktion: Das französische Wort „Rigole“ bedeutet übersetzt „tiefe Rinne“ oder „Entwässerungs-Graben“, und das ist ja letztlich, was man beim Rigolen schafft. Wichtig ist auch, dass der Weingärtner beim Rigolen eventuelle Wurzelrückstände vollständig entfernt. Denn – wie beschrieben: Der Hauptzweck ist die Lockerung des Bodens und damit die höhere Wasserdurchlässigkeit. Wurzelrückstände würden in der Folge verfaulen – und damit wäre die Bahn frei für die Ausbreitung von Bakterien.

Das Rigolen kann der Weingärtner entweder von Hand, mit der Fräse, erledigen oder mit einem Bagger. Das ist dann zwar auch deutlich teurer, dennoch ist es heutzutage, gerade bei etwas größeren Rebanlagen, auch die Regel.

Im Zuge einer Neupflanzung gibt es die einmalige Gelegenheit, innerhalb eines Zeithorizontes von ca. 30 Jahren, eine vollflächige Bodenbearbeitung durchzuführen. Die Rodung sollte man daher nutzen, um gezielt die Bodenstruktur zu verbessern.

Nach dem Rigolen kommt das Pflanzen

Dann folgt das Einsetzen der neuen Reben. Dies kann von Hand oder mit Maschinen erledigt werden. Während man das Ganze früher von Hand erledigt hat, sind die Weingärtner heutzutage überwiegend mit Maschinen unterwegs – dies ist schneller und günstiger. Einen Hektar kann man dann in rund fünf Stunden schaffen.

Damit ist es aber noch nicht getan, insbesondere nicht, wenn der Weingärtner einen Weinberg hat (und keine flache Anlage). Da die jungen Reben noch nicht in der Lage sind, dem Hang Halt zu geben, würde dieser beim ersten kräftigen Regenguss abrutschen. Deshalb legt der Weingärtner zusätzlich eine begleitende Grünvegetation an. Viele Weingärtner verwenden zur Stabilisierung des Hanges auch Stroh. Dies sind dann die horizontal angelegten Strohlinien, die ihr beim Spaziergang durch die Reben vielleicht schon gesehen habt.

Mehr erfahren über die Hintergründe beim Thema Wein im Weinheimat Blog.

Ihr findet uns außerdem auch auf Facebook und Instagram. Wir freuen uns über ein Like. 

GU Banner Weinheimat Würrtemberg, Gestatten, ich bin der Acolon

 

 

 


Jetzt teilen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Informationen zu Cookies und Analysetools

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Mit Ihrer Bestätigung stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.