Weinheimat erleben Rebsorte Riesling

Gestatten, ich bin der Riesling

Wir stellen Euch in den nächsten Monaten nach und nach die wichtigsten Rebsorten vor, die in der Weinheimat Württemberg kultiviert werden – heute den Riesling.

Der Riesling ist nicht nur seit ein paar Jahren die meistangebaute Rebsorte in Württemberg – damals hat er den Trollinger auf Platz 1 abgelöst. Er ist auch die Sorte, die im Ausland wie keine andere mit Deutschem Wein und deutscher Weinkultur in Verbindung gebracht wird.

Aber: Was macht ihn aus, was sind seine Besonderheiten? Die wohl feinste und komplexeste Weißweinsorte der Welt bringt in kühlen und gemäßigten Klimazonen die besten Ergebnisse. Deshalb haben wir beim Anbau des Rieslings beste Karten. Oder hatten – denn auch hier spielt der Klimawandel eine zunehmend negative Rolle. Dazu gleich mehr.

Die Rebe stammt wahrscheinlich von einer Wildrebe am Oberrhein ab und wurde bereits vor 1500 urkundlich erwähnt. Aus Riesling lassen sich je nach Klima, Lage und Ausbau sehr unterschiedliche Weine erzeugen. Das Spektrum reicht vom knackigen, leichten Stil über üppig große bis hin zu feinsten edelsüßen Weinen. Riesling wächst in allen deutschen Anbaugebieten.

Farbe & Geschmack

Rieslingweine werden in allen Qualitätsstufen angeboten. Von unkomplizierten Alltagsweinen bis zu Prädikatsweinen. Der typische Riesling zeigt in der Jugend eine blassgelbe Farbe mit grünlichen Reflexen. Im Duft dominieren Pfirsich und Apfel, im Mund zeigt er ein lebhaftes Spiel von Süße und Säure.

Empfehlung

Junge, leichte Rieslingweine sind ideale Sommerweine und passen hervorragend zu Spargel, Fisch sowie Schalen- und Krustentieren. Halbtrockene Rieslinge begleiten optimal die süßsaure oder scharfe asiatische Küche. Konzentrierte Rieslinge gehen perfekt zu Kalb, Geflügel und Frischkäsen. Als edelsüße Variante bietet der Riesling aufgrund seiner Säurestruktur das schönste Spiel von Süße und Säure und empfiehlt sich deshalb auch zu süßen Desserts.

Wird er irgendwann Opfer des Klimawandels?

Der Riesling wäre nicht der Riesling und hätte seine wichtige Rolle vielleicht nie erhalten, hätte er nicht die für seine Rebsorte absolut charakteristische, markante Säure. Und hier liegt das Problem: Wird der Riesling einer zu großen Sonneneinstrahlung ausgesetzt, bildet er – wie alle Sorten – mehr Zucker. Dadurch entsteht im Ausbau mehr Alkohol – die Hefe kann dann mehr vorhandenen Zucker in mehr Alkohol wandeln. Genau dies ist aber bei einer feingliedrigen Sorte wie Riesling nicht erwünscht.

Aber noch schlimmer: Durch das heute früher im Jahr einsetzende und bis in den Herbst anhaltende warme Wetter verliert der Riesling seine charakteristische, frische Säure und wird weicher in der Anmutung – was aber ausgerechnet bei ihm gar nicht erwünscht ist. Und: Der Riesling gilt als generell wärmeempfindlich. Die Winzer werden deshalb nicht darum herumkommen, höhere Lagen für den Riesling zu suchen. Auch ist es ratsam, bei der Entlaubung vorsichtig vorzugehen und dem Riesling lieber ein bisschen mehr Schatten unter seinen Blättern zu gönnen.

Partywissen: Markante Zahlen rund um den Riesling

Rund 2100 Hektar Rebfläche sind aktuell in Württemberg mit Riesling bestockt. Damit ist die Sorte die Nummer eins im Ländle vor dem Trollinger. In ganz Deutschland sind es 23 960 Hektar, damit ist die Rebsorte einsame Spitze. Riesling gilt als König und Aushängeschild der deutschen Weinproduktion. 40 Prozent der weltweiten Bestände dieser spät reifenden Sorte entfallen auf Deutschland. Das kühlere Wetter ist ideal für den Anbau.

14 566 Euro hat die teuerste Flasche Riesling gekostet, die in den letzten Jahren den Besitzer wechselte. Es handelte sich dabei um eine Trockenbeerenauslese vom Scharzhofberg an der Saar.

6  Stufen kennt das deutsche Prädikatssystem: Kabinett, Spätlese, Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese und Eiswein. Es gilt für alle zugelassenen Sorten, ist aber besonders mit dem traditionellen Charakter der deutschen Rieslinge verbunden. So gehören etwa Kabinett-Rieslinge zu den Spezialitäten, die nirgendwo sonst auf der Welt in dieser Machart existieren. Neben dem Prädikatssystem existieren mittlerweile auch andere Klassifikationen. Nicht zuletzt aufgrund neuer Regelungen durch die EU wird das momentan gängige Prädikatssystem wohl bereits in den nächsten Jahren verschwinden.

2 Fruchtnoten finden sich in unterschiedlicher Ausprägung häufig im Bouquet von Riesling-Weinen: Apfel und Pfirsich. Allerdings ist das Geschmacksprofil äußerst vielseitig: Kräuter, Zitrone, Marille sowie exotische Noten wie Maracuja können sich finden. Struktur erhalten Rieslinge durch ihre rassige Säure. Geprägt sind Top-Gewächse dabei von ihrem Standort. Die Weine spiegeln den Boden wider und zeigen mineralische Noten, die etwa an Steinmehl, Salz und Kalk denken lassen.

3 Eltern hat die Rebsorte nach der am weitesten verbreiteten Theorie. Entstanden sein soll sie aus einer Kreuzung aus Traminer und wildem Wein aus dem Rheingebiet. Dieser Ahne entwickelte sich dann durch Einkreuzung der Sorte Heunisch zum heutigen Riesling. Mit Sicherheit ist die Herkunft aber noch nicht geklärt.

1435 ist das Jahr, in dem erstmals die Rebsorte unter ihrer heutigen Bezeichnung in einer Urkunde auftaucht: «rießlingen in die wingarten» heißt es in einer Rüsselsheimer Rechnung. Woher der Name stammt, ist bis heute nicht klar. Möglich ist, dass sich die Bezeichnung vom Verrieseln (Abrieseln der Blüten bei ungünstigen Witterungsverhältnissen), von «reißender» Säure oder «Rusling» (dunkles Holz) ableitet.

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Eine Antwort zu “Gestatten, ich bin der Riesling”

  1. Margot sagt:

    Tolle Informationen. Dran bleiben ist angesagt. Danke

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