Vier Weinerzeuger in vier Stunden sowie jede Menge Spaß und Wissen – das gab es am Wochenende in Heilbronn.
Das Weingut-Hopping am vergangenen Samstag war der erfolgreiche Versuch, ein neues weintouristisches Produkt für die älteste Weinstadt Württembergs zu kreieren. Innerhalb von vier Stunden möglichst viel zur Weinbaugeschichte der Stadt Heilbronn zu erfahren und dazu noch vier Weinbaubetriebe, deren unterschiedlichen Philosophien, An- und Ausbaumethoden kennenzulernen, das testeten zwölf Teilnehmer in zwei Gruppen unter der Leitung von HMG-Chef Steffen Schoch und Weinerlebnisführer Hans-Peter Barz, zuvor Leiter des städtischen Grünflächenamtes. Dieser Programmbaustein war Teil des Aktionstag Tourismus der Heilbronn Marketing GmbH am Samstag. An diesem nahmen insgesamt fast 250 Interessierte teil.
Steffen Schoch, Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH begleitet die Gruppe persönlich. „Ich habe schon so viele Vermarktungsideen in Weinbauregionen wie Südafrika, Bordeaux, Kalifornien, Toskana und Katalonien gesehen, die ich auch gerne in Heilbronn einführen möchte“, sagte Steffen Schoch. Eine Idee, die jetzt in Heilbronn erstmals ausprobiert wurde, ist das Weingut-Hopping.
Den Start macht das Weingut Rolf Heinrich
Erste Station ist das Weingut Rolf Heinrich, wo derzeit das Sommerfest mit kulinarischen Leckereien im Hof stattfindet. Seit über 500 Jahren ist der Familienbetrieb im Weinbau tätig. Die beiden Brüder Andreas und Thomas bewirtschaften gemeinsam mit ihren Söhnen Alexander und Oliver das Weingut mit 40 Hektar Rebfläche. Sie verkaufen jedes Jahr rund 100.000 Flaschen Wein. „Verkauft wird erst dann, wenn mir der Wein auch gefällt“, sagt Junior-Chef Alexander Heinrich.
Töchter im Weingut Albrecht-Kiessling mit vielen, jungen Ideen
Zweite Station ist das Weingut Albrecht-Kiessling beim Botanischen Obstgarten. Senior-Chef Peter Albrecht, gleichzeitig Vize-Präsident beim Weinbauverband Württemberg, führt die Gruppe in den Sektkeller. Und sabriert dort gekonnt und mit dem Respekt seiner Zuschauer einen frischen Weißburgundersekt mit dem Champagnersäbel.
Derweil ist auf dem Weingut einiges los. Eine Gruppe aus dem Schwarzwald feiert am Grillplatz mit Kind und Kegel Geburtstag. Eine andere Gruppe sitzt bereits parat zur Traktorsafari. Die Weinerlebnisführerin Nicole Halter kommt gerade mit einer weiteren Gruppe aus dem Weinberg. Die ganze Familie und auch viele Freunde sind im Einsatz und unterstützen. Peter Albrecht betont, dass es die Stammkundschaft im klassischen Sinne heute nicht mehr gibt. „Wir müssen heute wesentlich mehr Kontakte machen, um denselben Umsatz wie früher zu erzielen“, so der Vater dreier Mädchen. Von denen übrigens zwei, Viola und Luisa, in den Weinbaubetrieb eingestiegen sind und die nächste Generation vertreten. Sie stehen auch für viele junge Ideen wie das Afterwork mit Viola, Online-Weinproben oder Influencerbeiträge in den Sozialen Medien. Ziel: Den Weinabsatz zu steigern und mit den profilierten Weinen Württembergs in Berührung zu bringen.
Genossenschaftskellerei Heilbronn bietet Wein mit toller Story
Nächstes Ziel ist die Genossenschaftskellerei Heilbronn. Vielfältig prämiert mit Weintourismus- und Architekturpreisen und seit Jahren auch Standort des Open-Air-Kinos, das in diesen Tagen gestartet ist. Mit über 1.400 Hektar und einer jährlichen Produktionskapazität von 9 bis 11 Millionen Liter Wein ist sie die größte deutsche Einzelgenossenschaft. Aufsichtsratsvorsitzender Ulrich Drautz begrüßt die Gruppe mit einem Riesling-Muskateller.
Ihn hat er einst für einen Kunden in Kanada kreiert. Er schließt die kleine Probe mit einem im Holzfass ausgebauten Spätburgunder der Heros-Serie. Beeindruckt sind die Teilnehmer von der Vielfalt des Angebots, das die Kellermeister an den Standorten der Genossenschaft produzieren. Außerdem vom Weinarchiv, dem sogenannten Schatzkeller, mit etwa 50.000 Flaschen Wein ab dem Jahrgang 1954. Und auch davon, dass zum Betrieb eine eigene Rebschule gehört. Seit fast 100 Jahren versorgt die Rebveredelung die Mitglieder der Genossenschaft mit Pflanzmaterial, um eine gleichbleibende, hohe Qualität sicherzustellen.
Abschluss der Tour in ökologischem Weingut
Zum Abschluss der Tour geht es ins Ökologische Weingut Schäfer-Heinrich. Seit 35 Jahren hat man sich dem biologischen Weinbau verschrieben. „Als Biowinzer arbeiten wir im Weinberg mit viel Fingerspitzengefühl und Beobachtungsgabe, um agieren zu können und nicht reagieren zu müssen. Unser großer Arbeitseinsatz ermöglicht uns ein naturverträgliches und nachhaltiges, ressourcenschonendes Arbeiten“, berichtet Inhaberin Elke Hieber. Sie hat mit ihrem Ehemann einst den elterlichen Betrieb übernommen hat und bewirtschaftet ihn heute ebenfalls als Familienweingut. Da schmeckt der Merlot Rosé inmitten der Weinberge gleich doppelt so gut.
Auf der Rückfahrt nach vier Stunden sind sich die Teilnehmer einig. Heilbronn braucht zukünftig das Weingut-Hopping im touristischen Angebot, um Hotelgäste und Besucher der Stadt umfassend und qualifiziert in die Heilbronner Weinwelt eintauchen zu lassen und zu Wiederholungstätern zu machen.
Fotos: HMG / Schoch
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