Die Ortschaften Großbottwar, Bretzfeld und Lauffen am Neckar haben eins gemeinsam: Sie sind ausgezeichnet – im doppelten Wortsinn. Denn mit rund 50 anderen Orten zählen sie im deutschen Weinsüden zu jenen Weinspots, die garantiert eine Reise wert sind.
Text: Eva Maria Dülligen
«Weinsüden Weinort» heißen die Zauberworte für Menschen, die das größtmögliche lokale Gesamtpaket an Weinerlebnissen wollen. Dieses Siegel erhalten nämlich einzig Gemeinden mit einem extrem scharfen Weinprofil nebst weiteren touristischen Magneten. Abgesehen davon, dass die zertifizierten Weinorte von malerischer Landschaft umgeben sind, etwa in charmanten Flusstälern liegen, erfüllen sie eine lange Wunschliste.
Ortsansässige Weinbaubetriebe, kulturelle Einrichtungen, Stadtführungen sowie Gastronomie mit regionaltypischer Kost und lokalen Gewächsen, Weinwander- und Weinradwege, einmalige Aussichtsplattformen mit Panoramablick auf die Weinlandschaften, Weinlehrpfade, Vinotheken und Verkostungen – das ist nur ein Teil der Kriterien. Der Tourismusverband Baden-Württemberg, kurz TMBW, vergibt das neu geschaffene Siegel vor allem an Orte, die über weintouristische Attraktionen hinaus zeitgeistig ticken. Ein sauberer Internet-Auftritt, der es Interessierten erlaubt, sich im Vorfeld virtuelle Eindrücke über den angepeilten Weinort einzuholen, wird hier ebenso hoch gehalten wie professionelle Weinveranstaltungen oder Präsenz in sozialen Medien. Eine idyllische, aber verschlafene Weinbaugemeinde am Neckarufer mag historisch von Interesse sein. Ohne innovative Außenwerbung hat sie aber weintouristisch eine relativ kleine Reichweite.
Lauffen, Bretzfeld und Großbottwar
Um sich ein Bild von zertifizierten Weinspots zu machen, haben drei Gemeinden einen Test im Hinblick auf ihre Weintauglichkeit durchlaufen. Dabei lag bei jedem «Weinsüden Weinort» der zentrale Blick auf einem anderen Feld. Lauffen am Neckar zum Beispiel hat in Friedrich Hölderlin einen Stadtsohn, um den sich ein kleines Weinuniversum dreht. Vom historischen Privathaus der Hölderlins, in dem Literaturinteressierte viel Spannendes zu dem Lyrik-Genie entdecken, über den Panoramaweg «Hölderlin und Wein» bis zum «Hölderlin-Picknick im Rebfeld» führen thematische Stationen durch die märchenhafte Weingemeinde.
In Bretzfeld dagegen stößt der Tourist neben dem Bio-Energiedorf Siebeneich, in das selbstredend CO₂-neutrale Weinbetriebe eingebettet sind, auf Attraktionen wie das «Rebenglühen». Ein Weinfest, bei dem der Weinberg zum «Brennen» und die Weintrauben zum «Glühen» gebracht werden. Aber auch den Brutzelbraten, eine kleine Eventsensation mit kulinarischem Highlight.
Großbottwar strotzt vor Fachwerk und mittelalterlichem Treiben, das sich dann für romantische Gemüter auf dem Mittelalter-Markt entlädt. Dazu gibt es Edle Weinlagen und eine historische Stadtkernkulisse obendrauf.
«Weinsüden Weinort» Siegel
Mit diesem frisch ins Leben gerufenen Siegel trifft eine Jury aus Tourismus-Experten und Repräsentanten der Weinbranche eine Auswahl. Das Tourismusnetzwerk Baden-Württemberg – TNBW – würdigt dabei Orte des gesamten Bundeslandes, die die heimische Weintradition auf besondere Weise erlebbar machen. Unter hunderten Weinorten hat die weintouristische Institution bisher insgesamt 53 Weinbaugemeinden zwischen Mannheim und Bodensee mit dem Titel belohnt. Der gilt dann zunächst für drei Jahre. Erfüllt sein müssen neun Mindestkriterien, wie zum Beispiel eine enge historische Verknüpfung des Ortes mit dem Weinbau, ortsansässige Weinbaubetriebe und Weinwanderwege.