Kreuz und quer durch Württemberg: so geht es bei unserer Serie zu den Weinregionen in unserem einzigartigen Anbaugebiet. Heute dran: Die Region rund um den Heuchelberg.
Heuchelberg – Wein zwischen Waldkante und Keuperhang
Erst einmal eine kurze Verortung: Wo ist der Heuchelberg? Wenn Ihr vom Stromberg kommt und Richtung Osten blickt, seht Ihr den Heuchelberg. Er zeigt sich als langgezogener Höhenzug, bewaldet und grün, sanft und fast still.
Einige der traditionsreichsten Weinlagen Württembergs liegen hier, in Orten mit Namen wie Schwaigern, Nordheim, Stetten, Leingarten oder Kleingartach.
Keuperboden und Wengertertradition
Keuperhänge prägen die Weinlandschaft an Lein und Zaber, und zwar Keuper in Reinstform. Dadurch haben wir hier tiefgründige Weinbergsböden mit einem großen Vorrat an Calcium, Kalium und Magnesium. Und dies passt wiederum prima zu Rebsorten wie zum Beispiel dem Lemberger. Die Bodenfarbe ist in der Weinregion Heuchelberg meist rötlich mit leichten Blautönen, an den Talflanken tritt teilweise gelblicher Löss hinzu. Oberhalb der Rebhänge wird die Gipskeuperformation von den härteren Schichten des Schilfsandsteins abgelöst. Aufgewitterter Fels zeigt sich in Form quarzhaltiger Steine zwischen Rieslingreben, zerriebene Steinbrocken dienen als Sandbeimengung zur idealen Auflockerung des Bodens. Interessant im Detail, markant im Großen. Letzteres zeigt der Blick aus der Ferne: Wie ein Rebengebirge schiebt sich der Heuchelberg in die weite Tallandschaft des Neckartals.
Die hiesigen Weingärtnerinnen und Weingärtner bauen vorwiegend Riesling, Trollinger – auf ihn kommen wir am Ende des Beitrags zurück-, Lemberger und Schwarzriesling an. Aber gerade in den letzten Jahren haben zunehmend auch Spät-, Weiß- und Grauburgunder, Sauvignon Blanc und in kleinerem Umfang Muskateller Einzug gehalten. Dazu kommen jüngst auch PIWI-Rebsorten, wie Sauvitage und Levitage.
Viele Reben stehen in süd- und südostexponierten Hängen unterhalb des Waldkamms. Hierdurch sind sie geschützt vor Wind und haben eine gute Wasserversorgung – ideale Bedingungen.
Gerade in dieser Region spielen Genossenschaften eine starke Rolle.
Zwischen Weinberg und Waldpfad
Wenn Ihr in diese Region kommt, genießt Ihr Natur. Ihr könnt wandern oder radfahren, kombiniert mit einer Einkehr in einer Gaststätte. Schöne Wege hierfür gibt es zahlreiche, zum Beispiel von Schwaigern über den Heuchelberg-Kamm, weiter Richtung Niederhofen.
Ein leiser Geheimtipp mit Potenzial
Gut zu wissen: Der Heuchelberg ist nicht laut. Er schillert und inszeniert sich nicht. Gerade das macht ihn außergewöhnlich und spannend. Ehrliche Weine, offene Menschen, ursprüngliche Landschaften. Keine Show – aber vielleicht ein Gespräch im Weinberg, ein Blick ins Fasslager, ein Trollinger, der besser ist, als man dachte. Und das Gefühl, dass sich der zweite Blick gelohnt hat.
- Die Heuchelberger Warte, Foto: Karl-Heinz Wachtler
- Die Heuchelberger Warte, Foto: Heuchelberger Warte
Heuchelberger Warte – Aussicht mit Geschichte
Wer sich auf den Heuchelberg begibt, kommt früher oder später an der Heuchelberger Warte vorbei – einem frei stehenden Turm mitten im Wald, oberhalb von Leingarten. Ursprünglich im 15. Jahrhundert als Teil eines Warnsystems errichtet, wurde er später als Forstturm genutzt und mehrfach restauriert. Heute dient er vor allem einem: dem Blick.
Nach einem kurzen Aufstieg über eine Wendeltreppe bietet sich von oben ein weiter Rundumblick über das Neckartal, die Löwensteiner Berge, Stromberg, Zabergäu – und natürlich auf die Weinlagen des Heuchelbergs selbst. An klaren Tagen reicht der Blick bis zur Schwäbischen Alb.
Direkt nebenan: Das Ausflugslokal, rustikal, familienfreundlich, mit Terrasse und Spielplatz. Eine gute Adresse für eine Pause mit Aussicht – ob zu Fuß, mit dem Rad oder ganz klassisch mit dem Auto.
Schloss Schwaigern
Auf Schloss Schwaigern fließt noch blaues Blut: Das Schloss ist noch heute Sitz der Fürsten von Neipperg. Achtung: Das Schloss ist nicht frei zugänglich, aber auch von außen eindrucksvoll.
Zum Schluss noch ein Tipp für Radfreunde: Die Heuchelberg-Runde (Radtour ab Nordheim oder Leingarten)
Wer die Weinregion um den Heuchelberg gerne auf Schusters Rappen kennenlernen möchte, findet hier auch eine Rundtour über etwa 35 Kilometer. Auf dieser geht es durch Reben, Felder und kleinere Orte, mit mehreren Einkehrmöglichkeiten. Gute Nachricht: Auch hier geht es wieder primär ums Genießen, denn: Die Strecke ist nicht besonders anspruchsvoll. Dafür – Ihr ahnt es schon: landschaftlich abwechslungsreich.
Lasst uns zum Schluss einen Blick auf die typische Rebsorte hier vor Ort werfen.
Trollinger: Der Klassiker aus dem Ländle
Wenn es eine Rebsorte gibt, die man sofort mit Württemberg verbindet, dann ist es der Trollinger. Jahrzehntelang war er hier die unangefochtene Nummer eins unter den Roten – bis ihn erst der Riesling und nun – auf Württemberg insgesamt bezogen – auch der Lemberger im Anbau überholt haben. Trotzdem: Der Trollinger gehört zum hiesigen Weinbau wie die Kehrwoche zum Schwaben.
Außerhalb von Württemberg findet man ihn in Deutschland kaum. Seine Wurzeln liegen wohl irgendwo im Osten Europas, seinen Weg in unsere Gegend hat er aber über Südtirol gefunden – wo er übrigens ebenfalls immer noch angebaut wird, dort allerdings unter dem Namen „Vernatsch“.
Im Glas präsentiert er sich in einem hellen Ziegelrot – nicht mit der Tiefe oder Wucht eines Lembergers oder Spätburgunders, sondern deutlich zurückhaltender in der Farbe. Das liegt daran, dass die Beeren des Trollingers ziemlich groß sind – fast wie bei Tafeltrauben. Da der Farbstoff in der Schale steckt und sich beim Vergären auf der Maische auf den Saft überträgt, führt das Verhältnis von viel Saft zu wenig Schale eben zu dieser eher zarten Farbe.
Was den Stil angeht, ist Trollinger leichtfüßig unterwegs: frisch, saftig, mit gutem Trinkfluss und ohne großes Tannin-Gepolter. Man muss ihn nicht ewig lagern – im Gegenteil, er ist schon im Jahr nach der Lese bereit für den Tisch. Im Duft findet man rote Johannisbeeren, im Abgang mischt sich oft ein feiner Ton von Bittermandel dazu. Unkompliziert, ehrlich und dabei doch charaktervoll – ein echter Württemberger eben.
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Erstellt am 30. Mai 2025