Immer am 02. Februar ist „Nationalfeiertag in Oberderdingen“ – dann feiert Oberderdingen Lichtmess.
Das bedeutet: Heute herrscht in Oberderdingen – Heimat der Weingärtnergenossenschaft Oberderdingen-Knittlingen – wieder der Ausnahmezustand. Lichtmess ist im eigentlichen Sinne ein Fest mit einer uralten, christlichen Tradition und genauen Regeln, was den Ablauf des Festes angeht. In Oberderdingen allerdings hat das Ganze einen ganz eigenen Dreh. Hier geht die Geschichte wie folgt. Bereits im Ortslagerbuch von 1722 wird der Brauch beschrieben – und seit 72 Jahren, seit er 1947 nach dem Krieg wieder aufgenommen wurde, noch immer auf die gleiche Weise zelebriert.
Und dies mit einer ganz eigenen Oberderdinger Geschichte, die mehr oder weniger eins-zu-eins seit langen Zeiten nachgespielt bzw. nachvollzogen wird.
Das ist die Geschichte: Es heißt, dass zu Kriegszeiten die ledigen Burschen Oberderdingens den Müller vor Raub und Plünderung bewahrt und als Dank von ihm den „Lichtmesslaib“ erhalten haben. Und genau diese Schuld wird noch heute vom Besitzer der Oberen Mühle in Oberderdingen beglichen.
Und so läuft das Fest dann ab
Konkret ziehen beziehungsweise zogen am heutigen Freitag, 02. Februar 2024, die Junggesellinnen und Junggesellen hoch zu Ross durch den Ort. Junggesellinnen, so hat uns eine Mitarbeiterin der WG Oberderdingen-Knittlingen verraten, dürfen entgegen dem ursprünglichen Brauch bereits seit mehreren Jahren ebenfalls teilnehmen. Der Grund liegt auf der Hand: Es gibt einfach viel mehr Junggesellinnen als Junggesellen, die reiten können.
Die ganze Zeremonie wird begleitet durch den Musikverein Oberderdingen. Um 9 Uhr versammeln sich die Reiterinnen und Reiter sowie die Musikerinnen und Musiker bei der Oberen Mühle. Zwar gibt es in Oberderdingen schon lange keinen Müller mehr, aber der Eigentümer der Mühle ist durch den Eintrag im Grundbuch verpflichtet, den „jungen, ledigen Burschen“ – und natürlich auch den Mädchen zu Pferd – einen sogenannten Müllerkuchen zu übergeben. Dies sind Weißbrotlaibe, die an Stangen befestigt werden.
Nach dem Dank des Bürgermeisters für die Übergabe der Brotlaibe und mehreren Musikstücken beginnt der ganztägige Lichtmessritt durch Oberderdingen.
Bei der ersten Station am Lindenplatz treffen die Lichtmessreiterinnen, Lichtmessreiter und Musiker(innen) auf die Grundschüler der Strombergschule. Die Kinder haben selbst gebastelte „Weidenpferdchen“ mit einem „Lichtmesslaibchen“ dabei und führen Tänze auf. Anschließend geht es dann weiter durch den Ort.
Lichtmessmarkt rund um den Marktplatz
In der historischen Altstadt rund um den Marktplatz findet tagsüber der Lichtmessmarkt statt. Zahlreiche Marktbeschicker schlagen dort ihre Marktstände auf und bieten eine große Auswahl an Waren an. Spielzeug, Textilien, Schmuck, Süßwaren, Gewürze – dies und vieles mehr findet man auf diesem Markt. Die Eltern und Erzieherinnen des ev. Kindergarten „Villa Sonnenschein“ laden mit Maultaschen und Gemüsemaultaschen mit Kartoffelsalat zum Mittagessen sowie zu Kaffee und Kuchen ein. Dies wiederum geschieht in evangelischen Gemeindesaal im Amthof.
Das Aschingerhaus hat an der Oberderdinger Lichtmess von 14-17 Uhr geöffnet. Hier könnt Ihr die Ausstellung „öfterblau und dunklerholz, Bilder und Skulpturen“ des Künstlerehepaares Barbara Jäger und OMI Riesterer anschauen.
Den feierlichen Abschluss des Fests bilden dann Wein und Musik. Schon zum siebten Mal wird der Lichtmesstanz beim Weingut Kern stattfinden. Um 19 Uhr werden die Lichtmess-Reiter(innen) und der Musikverein in den Räumen des Weingutes Kern einmarschieren. Anschließend spielt eine Live-Band zum Tanz auf.
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