Alkoholfreier Wein erfreut sich einer steigenden Nachfrage. Warum es korrekter ist, von entalkoholisiertem Wein zu sprechen, erfahrt Ihr heute im Weinheimat Blog.
Noch ist es ein eher kleiner Markt, den der alkoholfreie Wein belegt – das Deutsche Weininstitut geht Stand 2020 von unter einem Prozent Marktanteil aus (beim Schaumwein um 5 Prozent). Aber: Er wächst zunehmend. Klar, denn es gibt jede Menge Gründe, warum jemand zwar gerne Wein genießen, aber auf Alkohol verzichten möchte. Und wenn es nur ist, weil man möchte, dass die Freunde gesund wieder von der Feier nach Hause kommen und sich als nüchterner Chauffeur zur Verfügung gestellt hat.
Und deshalb hat in den vergangenen Jahren auch das Angebot an entalkoholisierten Weinen beständig zugenommen – ebenso wie ihre geschmackliche Qualität. Aber wie bekommt man überhaupt alkoholfreien Wein hin?
Alkoholfreier Wein: So geht’s
Um gleich mit der ersten Unklarheit aufzuräumen: Auch alkoholfreier Wein enthielt ursprünglich Alkohol! Denn um alkhoholfreien Wein zu erzeugen, brauchen wir als Ausgangsbasis einen herkömmlichen Wein mit Alkohol. Genau dieser wird ihm anschließend dann wieder entzogen. Hierfür gibt es mehrere Verfahren, das im Wesentlichen angewendete ist die sogenannte Vakuumdestillation.
Bei dieser macht man sich zunutze, dass bei entsprechend niedrigem Druck die Siedetemperatur deutlich gesenkt werden kann. Das heißt, man muss im Vakuum Wein nicht allzu stark erhitzen, um ihm den Alkohol zu entziehen: Rund 30 Grad Celsius reichen dann schon aus.
Das heißt in der Konsequenz: Auch der alkoholfreie beziehungsweise der entalkoholisierte Wein war ein kompletter, vollständiger Wein – ihm wurde erst hinterher der Alkohol entzogen. Er weist am Ende einen Alkoholgehalt von 0 bis 0,5 %vol. auf. Deshalb Achtung! Den Alkohol komplett wieder aus dem Wein zu bekommen, ist in der Praxis leider unmöglich. Das heißt: Einen Wein ganz ohne Alkohol gibt es nicht. Wer – aus welchen Gründen auch immer – komplett auf Alkohol verzichten möchte oder muss, sollte die Finger auch vom entalkoholisierten Wein lassen. Für alle anderen dagegen ist er eine sehr gute Variante.
Ein kleiner Pferdefuß bleibt dann allerdings doch: Wir haben es Euch an anderer Stelle hin und wieder ja schon erzählt: Alkohol ist Geschmacksträger. Das heißt: Entfernt man ihn wie beschrieben nachträglich aus dem Wein, nimmt er einige Aromen mit. Dies führt insbesondere bei den aromenintensiveren Rotweinen dann doch zu einem abweichenden Geschmackserlebnis. Im Laufe der Jahre sind wir hier aber schon einen weiten Weg gegangen und – insbesondere beim Weißwein und Rosé – schon sehr nahe an das „Original“-Geschmackserlebnis herangerückt.
Wie rettet man besonders viel Geschmack?
Das geschilderte Problem, dass der Alkohol, wenn er aus dem Wein gezogen wird, auch das eine oder andere Aroma mit sich mitnimmt, ist den Erzeugern natürlich bewusst. Eine Möglichkeit ist aber zum Beispiel, als Grundwein eine Bukettsorte wie Sauvignon Blanc, Muskateller oder Gewürztraminer zu verwenden. Denn: Diese Rebsorten enthalten von vornherein ein so reichhaltiges Bouquet an Aromen, dass man den entweichenden Alkohol ganz großzügig ein paar davon mitnehmen lassen kann, und es bleiben auch in der entalkoholisierten Variante immer noch genügend davon übrig.
Alkoholfreier Wein insgesamt noch recht unbekannt
Damit wisst Ihr jetzt schon ganz schön viele Details. Denn: Dass es Wein auch ohne Alkohol gibt, wissen erstaunlich wenige Verbraucher. Wie das Deutsche Weininstitut berichtet, hat das Marktforschungsinstitut Nielsen im Frühjahr 2020 eine Verbraucherbefragung zum Konsum entalkoholisierter Weine und Sekte durchgeführt. Ergebnis: Nur 15 Prozent kannten alkoholfreien Weißwein, zwölf Prozent die rote und neun Prozent die Alternative in Rosé. Beim alkoholfreien Schaumweinimmerhin 53 Prozent.
Das heißt: Hier besteht noch erheblicher Aufklärungsbedarf. Auch deshalb werden wir auch in Zukunft an dem Thema dranbleiben.
Mehr erfahren über die Hintergründe beim Thema Wein – heute zum Thema alkoholfreier Wein – im Weinheimat Blog.