Was ist eigentlich ein Winzervesper? Und vor allem: Dürfen das auch Nicht-Winzer zu sich nehmen? Wir verraten es Euch heute im Weinheimat Blog.
Um uns der Thematik zu nähern, haben wir uns mit einem Mann unterhalten, der in seinem Leben schon jede Menge Winzervesper genossen hat: Nebenerwerbswinzer Willi Keicher aus Heilbronn. „So richtig los ging das bei mir, als ich meine Frau kennengelernt habe“, erzählt er. „Sie kam aus einer Gastronomenfamilie und dort hatte das Essen natürlich eine ganz besondere Bedeutung“.
Aber erst einmal kurz zur Begriffsklärung. Traditionell ist das Winzervesper am Ende eines langen Lesetages in den Reben ein echter Höhepunkt für die Winzer. Insbesondere nach Lesetagen sieht man häufig ganze Gruppen von Weingärtnerinnen und Weingärtner – und deren Lesehelfer – gemütlich am Tisch beieinander sitzen und ein Vesper einnehmen. Aber – so bestätigt es zumindest Willi Keicher – auch schon zu Mittag schmeckt ein Winzervesper ganz hervorragend.
Vesper – die Zwischenmahlzeit
Im klassischen Sprachgebrauch kennt man das Vesper als eine Zwischenmahlzeit, beispielsweise als Pausenvesper zwischen Frühstück und Mittagessen. Oder eben auch zwischen Mittagessen und üppigeren Abendessen, als eine Art Snack. In der Gastwirtschaft kennt man den „Vesperteller“, auf dem meist Brot, verschiedene Wurstsorten, Schinken und Käse zu finden sind. Das Winzervesper geht jedoch hierüber hinaus.
Zum Winzervesper gehört naturgemäß ein Wein, was dann auch die Zusammensetzung des eigentlichen Vespers vorbestimmt. Schließlich soll es zum Wein passen, der dazu getrunken wird.
Und deshalb spielt für viele der Käse – als traditionell toller Begleiter von Wein – die Hauptrolle bei einem Winzervesper.
Wein und Käse passt (oft…und richtig kombiniert) zusammen
Bevor jetzt die ersten mahnenden Stimmen kommen: Natürlich passt nicht wahllos jeder Käse auch zu Wein. Aber: Rein von der Zusammensetzung her könnte es kaum besser aussehen für dieses Traumpaar vieler Gourmets. Denn: Käse enthält in der Regel eine ausreichende Menge Fett, um die Aromen des Weines so richtig zur Geltung zu bringen. Und: Bei der Kombination von Wein und Käse gibt es eine auch für Neulinge und Noch-nicht-ganz-Kenner leicht nachvollziehbare Regel: Junger Wein zu jungem Käse und umgekehrt.
Ein leichter Weißwein zum Beispiel passt perfekt zu milden Käsesorten wie einem Brie oder einem jungen Camembert. Diese Käsesorten haben eine weiche und cremige Konsistenz und einen milden Geschmack. Der Weißwein unterstützt diesen Geschmack und betont die feinen Aromen des Käses. Probiert zu diesen Käsesorten gerne auch einmal einen Sauvignon Blanc.
Ein kräftiger Rotwein passt besser zu kräftigeren Käsesorten wie Cheddar oder Parmesan. Diese Käsesorten sind leicht säuerlich, haben eine festere Konsistenz und einen kräftigen Geschmack. Der Rotwein gleicht hier mit einer zurückhaltenden Säure aus und unterstützt so den Geschmack. Zu kräftigen Käsesorten solltet Ihr unbedingt einen Schwarzriesling oder einen reifen Lemberger kombinieren.
Für Willi Keicher gehört zum Winzervesper auf jeden Fall ein Backsteinkäse dazu. „Schön in der Tupperschüssel mitgenommen, und wenn diese dann geöffnet wird, verbreitet sich der herrliche Käseduft in der ganzen Hütte.“ Ihr seht: Beim Winzervesper darf es durchaus auch einmal etwas rustikaler zugehen. Nach der teilweise harten Arbeit im Weinberg freut man sich an etwas kräftigerer Kost. Und wie immer beim Genuss mit Wein: Nicht am guten, frischen Brot sparen!
Schinken, Speck….und Willi Keichers Geheimtipp
Wer mit Käse nicht so viel anfangen kann oder generell gerne zu Wurst und Schinken greift – gerne! Die Wurst darf dabei ruhig ein wenig deftiger sein, auch Speck macht sich zum Winzervesper prima. Willi Keichers Vesper-Geheimtipp ist, Leberwurst in der Pfanne zu erwärmen, Zwiebeln dazu zu geben und das Ganze dann als Brotaufstrich auf das Winzerbrot zu geben. „Aber auch Rauchfleisch aus der Pfanne ist ein echter Winzervesper-Klassiker.“
Für Willi Keicher ist es auch kein Tabu, in der Lesepause am Mittag zu grillen. „Das kommt aus den Zeiten, als die Lese noch später im Jahr stattfand als heute“, erklärt er. Dann sei es in der Früh beim Start und auch abends nach Abschluss des Lesetages kühler gewesen als bei der Lese in unseren Tagen und dann habe etwas Warmes im Magen nicht geschadet. „Man darf auch nicht vergessen, dass bei der Lese jede Menge freiwillige Helfer dabei sind, die die harte Arbeit im Weinberg in dem Umfang normalerweise nicht ausführen“. Dann sei es gut, über die Mahlzeiten dem Körper wieder etwas Energie zuzuführen. „Das entschädigt auch ein wenig dafür, dass viele Lesehelfer keinen oder nur einen geringen Lohn erhalten“.
Trauben sind ebenfalls jederzeit willkommen
Und da wir ja nicht bei irgendeinem beliebigen Vesper, sondern bei einem Winzervesper sind, dürfen natürlich auch Trauben nicht fehlen. Zugegeben, wer den ganzen Tag mit Trauben hantiert hat, dem steht der Sinn auch einmal nach etwas anderem. Also: warum nicht auch ein paar frische Erdbeeren, einen Weinbergpfirsich oder ein paar Aprikosen mit dazu legen.
Mehr erfahren über die Hintergründe beim Thema Wein im Weinheimat Blog.
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