Kein deutsches Anbaugebiet verfügt über eine so große Vielfalt an Rebsorten wie Württemberg. Darüber haben wir mit der amtierenden Württemberger Weinkönigin Tamara Elbl gesprochen.
Ihr habt es in unserem Beitrag neulich wahrscheinlich schon gelesen: Württemberg verfügt über eine extrem große Vielfalt an Rebsorten. Württemberger Klassiker wie Trollinger und Lemberger sind hier zu nennen, aber auch deutsche Bestseller wie der Riesling, Württemberger Züchtungen wie Kerner, Samtrot und Portugieser, Burgundersorten (und hier insbesondere der Schwarzriesling) und neue, pilzwiderstandsfähige Sorten von hier, wie der Sauvitage.
Frau Elbl: Wie kommt es zu dieser großen Vielfalt?
Tamara Elbl: Das liegt zunächst einmal daran, dass Württemberg von seiner Topographie und Geologie sehr vielfältig ist. Wir haben schmale Flusstäler, Höhenlagen wie die Löwensteiner Berge, aber auch warme Fleckchen wie das Zabergäu. Dazu kommen verschiedene Böden, wie Muschelkalk und Keuper, sodass wir für viele Rebsorten optimale Bedingungen schaffen können.
Außerdem spiegelt unsere Rebsortenvielfalt auch die Vielfalt unserer Erzeuger wider. In Württemberg gibt es Riesling- Experten, Rotwein-Virtuosen und Schaumwein-Künstler, denn bei so einer Rebsortenvielfalt braucht es auch eine Vielfalt an Talenten, die unsere Weinerzeuger mitbringen. So sind der Vielfalt keine Grenzen gesetzt. Und schließlich haben wir in Württemberg auch eine große Vielfalt bei den Erzeugern. So entstehen klassische Württemberger neben internationalen Sorten, und nicht zuletzt eben auch Innovationen. Eine entscheidende Rolle hierbei spielt ganz ohne Frage die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) in Weinsberg. Von hier kamen von jeher Rebsorten, die dann den Siegeszug durch ganz Wein-Deutschland angetreten haben.
Welche positiven Auswirkungen hat die angesprochene Vielfalt für den Württemberger Wein?
Tamara Elbl: Dass wir eine tolle Differenzierung durchführen können – wir finden für jeden Weinfreund das passende Tröpfchen. Außerdem hat uns die Vielfalt der Sorten im Laufe der Zeit eine enorme Expertise im Weiß- und Rotweinbereich verschafft. Dadurch können wir uns auch an die Herausforderungen, die der Klimawandel – oder auch der Markt – an uns stellen, anpassen.
Welche Weinsorten werden in den kommenden Jahren am ehesten neu herauskommen?
Tamara Elbl: Großes Augenmerk wird auf die PiWis, die pilzwiderstandsfähigen Sorten, gerichtet werden. Generell wird es in Zukunft wesentlich weniger um die Ertragsförderung gehen, stattdessen um widerstandsfähige Sorten, die mit Witterungsextremen gut umgehen können. Ich spreche hierbei von Pilz, Trockenphasen und Hitze. Es geht um die Anpassungsfähigkeit der Sorten an die Klimaveränderungen, die kommen werden.
Daneben wird die Internationalisierung unserer Reben weiter voranschreiten, vor allem im Rotweinbereich. Wir haben ja bereits Sorten wie Cabernet Sauvignon, Syrah oder Tempranillo. Und das wird noch mehr werden.
Welche der bestehenden Sorten werden im Anteil wachsen?
Tamara Elbl: Aktuell legen ja besonders Sauvignon Blanc und die Burgundersorten zu. Ein ganz allgemeiner Trend übrigens, auch in den anderen deutschen Anbauregionen. Die Burgundertypen werden einfach gerne getrunken. Eine weiterer künftiger Aufsteiger, das hat man in diesem Jahr schon gesehen, ist die Piwi-Sorte Sauvitage. Sie wird noch deutlich an Fläche zulegen in den nächsten Jahren. Ich schätze, das wird der Bestseller unter den neuen Sorten, die aus Württemberg kommen.
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Titelbild: Goldener Oktober am Wartberg, Foto Monika Bordt