Das Weinheimat Magazin verkostet in seiner aktuellen Ausgabe restsüße Rotweine. Samtrot, Schwarzriesling und Spätburgunder, Trollinger und Muskattrollinger haben wir hier im Weinheimat Blog bereits erledigt. Heute geht es weiter mit Lemberger, Portugieser und Acolon – sowie einem echten Württemberger Exoten: Der Heroldrebe.
Dann lasst uns starten, und zwar mit einem Blick auf die vorgestellten Rebsorten.
Acolon ist ein echter, junger Württemberger
Fangen wir an mit dem Acolon. Denn der ist ein echter Württemberger! Die in Weinsberg gezüchtete Rotweinsorte hat sich innerhalb weniger Jahre einen festen Platz im deutschen Rotweinsortiment erobert. Als Kreuzung aus Lemberger und Dornfelder verbindet der Acolon den betörenden Duft des Dornfelders mit der Struktur und Länge des Lembergers. Das heißt die junge Rebsorte ist in ihren Eigenschaften dem Lemberger sehr ähnlich. Und zwar besitzen die Acolon-Weine eine hohe Farbintensität mit dezenter Gerbstoffnote und werden vor allem in guten bis mittleren Lagen angebaut. Die reif und harmonisch wirkenden Weine zeigen deutliche Fruchtaromen bei gleichzeitig guter Struktur und Länge. Darüber hinaus erfolgt der Ausbau teilweise im Barrique. Der Acolon passt je nach Ausbaustil zu geschmorten Fleischgerichten von Schwein und Rind mit konzentrierten Saucen, ist aber auch ein perfekter Begleiter zu würzigen Pastagerichten.
Portugieser: Ein Ex-Star auf dem Weg nach unten
Dann weiter mit dem Portugieser. Der Portugieser ist eine alte Rebsorte, er stammt ursprünglich aus der Untersteiermark im heutigen Slowenien. Er ist – lasst es uns so sagen – nicht gerade gar zu hip, seine Anbaufläche ist seit den 90er Jahren stark rückläufig. Aber: Er ist eigentlich für den Winzer eine sehr dankbare Sorte, wächst kräftig und hat einen regelmäßigen und hohen Ertrag. Und: Er kommt mit fast allen Böden zurecht. Im Glas zeigt sich der Portugieser als milder Rotwein mit vergleichsweise wenig Tannin. Meist sind Portugieser eher einfache Weine.
Lemberger: Der kräftige Württemberger zum Sonntagsbraten
Und last not least der Lemberger: Er verbindet die Finesse des Burgunders mit der Kraft des Cabernet. Ihren Ursprung hat die Traube wohl in den Weingärten am unteren Donaulauf und ist außerhalb von Württemberg auch bekannt als Blaufränkisch (in Österreich), als Frankonia (in Norditalien) oder als Kekfrankos (in Ungarn). In guten Lagen erreicht der Lemberger als württembergische Spezialität absolute Spitzenqualität. Nicht umsonst galt der Württemberger Lemberger als Haustrunk des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss, und auch Fürst Bismarck und Napoleon sollen die Sorte geschätzt haben. Der Lemberger liebt warmes Klima und windgeschützte Standorte, da er früh austreibt und spät reift. Er gedeiht besonders gut auf tiefgründigen, fruchtbaren Böden und eignet sich perfekt für den Ausbau im Holzfass.
Die Württemberger kennen den Lemberger in verschiedenen Varianten. Zum einen die leichten, fruchtigen Tropfen, zum anderen konzentrierte Qualitäten in Form von extrakt- und tanninreichen Rotweinen. Die Weine sind dunkelrot mit bläulichen Reflexen, verfügen über eine gute Struktur, eine feinherbe Art und angenehme Säure. Im Duft reichen die Aromen von Brombeere über schwarze Johannisbeere bis hin zu grüner Paprika.
Die leichten, fruchtigen Lembergertypen eignen sich bestens zum Vesper oder zur sommerlichen Grillparty. Die kräftigen Varianten mit Gerbstoff und Holzaromen passen ideal zu den Röstaromen von gegrilltem Fleisch. Der Lemberger wird aber auch zu schwäbischem Zwiebelrostbraten, kräftigen Schmorgerichten und zu würzigem Hartkäse gereicht.
Und weil in der Verkostung auch eine Heroldrebe mit drin ist, kurz auch noch zu dieser Rebsorte.
Heroldrebe: Ein echter Württemberger Exot
Die Heroldrebe ist heutzutage ziemlich in Vergessenheit geraten. Dabei ist sie ein toller, frischer Sommerwein. Die Heroldrebe ist eine Kreuzung von Portugieser und Lemberger. 1929 hat August Herold sie an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg gezüchtet. August Herold hat übrigens später auch den Kerner und den Dornfelder gezüchtet.
Nachteil der Sorte aus Winzersicht: Ihre späte Reife. Und: Die Sorte ist empfindlich gegen die Rohfäule.
Und jetzt direkt rein in die Verkostung.
Verkostung: Die Weine im Einzelnen
Weingärtner Cleebronn Güglingen eG
2020 Lemberger fein & fruchtig
9,5 Vol.-%
In der Nase Cassis, grüner Tee, etwas Zeder. Im Mund mit Schmelz und Frucht, durchaus erfrischend, schlank, sanfte Gerbstoffe.
Preis: 5,70 Euro, www.cleebronner-weinshop.de
Lembergerland Kellerei Rosswag eG
2020 Lemberger Kabinett halbtrocken
11,5 Vol.-%
Duftet dunkel in der Nase, warme Gewürze, Zimt, Kardamom, schwarzer Pfeffer. Im Mund setzt sich zunächst die frische Frucht durch, im Abgang dann wieder die dunklen Noten. Ein vielschichtiger Wein, der auch als Solist überzeugen kann.
Preis: 5,95 Euro, www.lembergerland.de
Weinkonvent Dürrenzimmern eG
2020 Cellarius Lemberger halbtrocken
12,0 Vol.-%
Zeigt schon im ersten Moment viel Kirsche, auch Veilchen, insgesamt ein wenig duftig. Im Mund mit schöner Frische, lebhaft, auch eine Spur Gerbstoff. Bleibt schlank und zurückhaltend, nicht vordergründig. Eleganz statt Kraft ist das Motto.
Preis: 6,90 Euro, www.weinkonvent-duerrenzimmern.de
Weinmanufaktur Untertürkheim eG
2019 Lemberger feinherb *
12,0 Vol.-%
Leuchtendes Kardinalrot im Glas, duftet nach saftigen Kirschen und Zigarrenkiste. Im Mund sehr frisch, lebendige Säure, ist animierend trinkfreudig, endet mit leichten Gerbstoffen. Sehr kompletter, gastronomischer Wein.
Preis: 8,10 Euro, www.weinmanufaktur.de
Weingärtner Cleebronn Güglingen eG
2019 Lemberger «S» lieblich
11,5 Vol.-%
Viel dunkle Würze in der Nase, Brombeere, auch Holunderbeere. Im Mund ausgeglichen, gut ausbalanciert zwischen Frucht, Körper und Säure. Macht einfach Spaß, hat trotzdem Anspruch. Toller Wein.
Preis: 9,00 Euro, www.cleebronner-weinshop.de
Weingärtner Markelsheim
2018 Markelsheimer Tauberberg Acolon Kabinett lieblich
11,5 Vol.-%
Sehr dunkel im Glas, undurchdringlich. In der Nase Zeder, leicht fleischig, Bitterschokolade. Dann mit Holunderbeersaft, wieder Schokolade, etwas Tannin. Bleibt gut im Mund haften.
Preis: 5,90 Euro, www.markelsheimer-wein.de
Amthof12 – Weingärtner
Oberderdingen-Knittlingen eG
2020 Portugieser feinherb
12,0 Vol.-%
Ausdrucksvolle Nase, sogar eine Spur Graphit findet sich neben dunkler Beerenfrucht und etwas Zeder. Im Mund dann leichtfüßig, vor allem dominiert satte Kirschfrucht. Und trotzdem markante Gerbstoffe.
Preis: 4,90 Euro, www.amthof12.de
Weingärtnergenossenschaft Sternenfels eG
2020 Portugieser halbtrocken
12,0 Vol.-%
Transparentes Lila im Glas. Duftet nach frisch geschlagenem Holz, dazu kommt Schwarzkirsche. Im Mund ausgewogen, nur leichte Süße, sauber eingebunden. Hinterlässt Frische im Mund.
Preis: 4,00 Euro, www.wg-sternenfels.de
Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck eG
2017 Portugieser dr Jong
11,5 Vol.-%
Ungewöhnliches Bouquet, das heißt englische Teerose in der Nase, duftig. Dazu kommt rote Beerenfrucht. Relativ schlank, fokussiert, nicht ausladend im Mund. Zarte Rotfruchtigkeit, sogar Malve, auch am Gaumen. Ein feiner Wein.
Preis: 5,20 Euro, www.weingaertner-neuffen.de
Weingärtnergenossenschaft Rohracker eG
2020 Heroldrebe halbtrocken
12,5 Vol.-%
Sehr intensive Nase, zur Beerenfrucht kommen leicht fleischige Noten, Bouillon. Im Mund eher trocken vom Gefühl her, der Wein hat Gerbstoff, Struktur, auch Tiefe. Für die Gewichtsklasse eine ganz schöne Länge.
Preis: 6,50 Euro, www.wg-rohracker.de
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